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Kapitel 10: Die Beschaffung eines wichtigen Mittels

  Mit der strahlenden Sonne über uns, gingen wir durch die Stra?en des Magierviertels von Hearthheaven. Die Wege waren im Gegensatz zu dem Handwerks- sowie Handelsviertels eher sp?rlich gefüllt und die L?den fanden nicht so starken Andrang.

  "Aber was wollen wir denn in dem Magierviertel, wenn wir doch Geld verdienen wollen? Bis auf Varis kann doch eh keiner von uns etwas damit anfangen", sagte Leo etwas verwirrt. Er lief neben mir über den mit wei?em Stein gepflasterten Weg.

  "Du wirst schon noch sehen, wie viele mit diesem Ort etwas anfangen k?nnen", entgegnete Igor ihm. Leo stutzte etwas, doch sagte anschlie?end nichts mehr dazu. Nach circa einhundert Metern Fu?weg sagte Igor erfreut:

  "Seht ihr? Um das Geb?ude dort hinten schlagen sich fast genau so viele Menschen, wie um die L?den im Handelsviertel!"

  Wir schauten nach vorne und sahen ein steinernes Geb?ude, das etwas gr??er war, als die h?lzernen H?user drumherum. Es war mit purpurfarbenen Bannern geschmückt, die ein wei?es Schwert, um das sich Ranken windeten, aufgedruckt hatten.

  "Das ist aber wirklich ein sch?nes Logo. Wo sind wir denn hier, dass es so viele Interessenten besitzt?", fragte Jean neugierig.

  "Wir befinden uns an der Vermittlungsstelle. Der Hauptversammlungsort der Abenteurer. Hier k?nnen wir uns durch Auftr?ge Geld dazu verdienen."

  "Was sind das denn so für Auftr?ge?", fragte ich daraufhin. Igor überlegte kurz und sagte dann:

  "Genau kann man das gar nicht sagen. Die Aufgaben der Auftr?ge reichen von dem Helfen bei der Ernte bis hin zu Auftr?gen, bei denen man als Beispiel Kobolde oder W?lfe erledigen muss. Meisten ist jedoch so, dass letztere mehr Geld einbringen."

  Jean schreckte etwas zusammen, als sie von den Monstern h?rte.

  "Das bedeutet, wir k?nnen gleichzeitig auch unsere F?higkeiten im Kampf verbessern", dachte Luna laut nach. Als Jean das h?rte, ballte sie entschlossen einer ihrer H?nde zu einer Faust, als würde sie sagen wollen: Das muss ich ausnutzen! So kann auch ich st?rker werden!

  So gingen wir also zu der Vermittlungsstelle, um uns zu erkundigen.

  "Ich habe schon etwas von diesen Stellen geh?rt, jedoch wei? ich abgesehen von dem Punkt, dass Abenteurer so Geld verdienen k?nnen, fast gar nichts darüber", sagte Venys, w?hrend wir zwischen den Gruppen an Menschen hin durch steuerten.

  "Ihr werdet alles, was ihr wissen müsst, gleich an der Rezeption erfahren", erwiderte Igor. An der Rezeption angekommen, begrü?te uns eine Frau mit schulterlangen, schwarzen Haaren, mit gehobener Hand und einem freundlichen, sorglosen L?cheln. Sie trug unter einer Weste, die dieselbe Farbe hatte, wie die Banner an der Fassade des Geb?udes, ein wei?es Hemd, sowie eine elegante schwarze Hose. Doch eine Sache verwirrte mich:

  Ist das ein Mensch? Ich dachte hier würden nur Zwerge und ab und zu Lycanons leben.

  "Willkommen, liebe Abenteuer oder die, die es noch werden wollen! Wie kann ich euch helfen?"

  "Hallo! Wir wollten uns als Abenteurer einschreiben, um Auftr?ge anzunehmen", antwortete Igor.

  "Dann würde ich euch einmal bitten dieses Formular auszufüllen", entgegnete die Rezeptionistin freundlich und legte vor uns ein Blatt auf den Tisch. Igor nahm es sich, bedankte sich flüchtig und ging mit uns in eine etwas ruhigere Ecke des Raumes, an der wir das Formular ausfüllen konnten. Wir setzten uns an einen der h?lzernen Tische, die dort bereit standen.

  "Hat jemand zuf?llig eine Feder und Tinte?", fragte Igor in die Runde. Leo hob die Hand, kramte kurz in seinem Rucksack herum und holte die gewünschten Gegenst?nde heraus:

  "Hier sind sie."

  "Vielen Dank", sagte Igor h?flich und machte sich daran, das Blatt auszufüllen, auf dem Fragen wie Mitglieder der Gruppe, Anlass der Bewerbung und ?hnliches stand. W?hrend er schrieb, fragte ich ihn nach der Frau:

  "Sag mal Igor. Wie kann es sein, das die Frau an der Rezeption ein Mensch ist und nicht ein Zwerg wie alle anderen?"

  "Das ist ganz simpel. Schon lange vor dem ersten Krieg kamen die Menschen durch das Tor, durch das auch ihr hier hingekommen seid, in unser Land. Doch nach einiger Zeit versuchten sie, die Macht an sich zu rei?en. Wir Zwerge hatten es gerade noch rechtzeitig bemerkt und konnten sie wieder rausscheuchen und das Tor in eurer Welt, na ja, unbemerkt umplatzieren. Doch einige Menschen, das hei?t die, die nix B?ses im Sinn hatten, durften bleiben und haben natürlich auch Familien gegründet und so weiter. Das ist übrigens auch einer der Gründe, warum ich am Anfang so gegenüber euch reagiert habe", erkl?rte Igor. In meinem Kopf setzten sich ein paar Bausteine zu einem Bild zusammen. Nach einiger Zeit, nachdem Igor schon etwas weiter geschrieben hatte, stach mir eine Frage in das Auge:

  Die Frage nach dem Empf?nger der Auftr?ge.

  "Was bedeutet denn diese Frage da unten?", erkundigte ich mich bei ihm und zeigte auf den unteren Teil des Blattes.

  "Ach das. Du musst dir vorstellen, sobald sich eine Gruppe eben hier in solch einer Stelle angemeldet hat, werden durch Magie passende Auftr?ge zur Gruppe und dem Standort der Person herausgesucht. Diese Auftr?ge werden dann durch magische Zettel an die jeweilige Empf?ngerperson weitergeleitet und erscheinen dann wie aus dem Nichts als Zettel neben dir", erkl?rte Igor.

  "Willst du das vielleicht übernehmen, Varis? Ich denke, dass du der richtige dafür bist und da du ja generell mit Magie besch?ftigt bist, sollte das passen. Dazu hab ich einfach so das Gefühl, dass ich damit keinen Fehler machen kann."

  Ich war etwas überrascht darüber, dass er so zuversichtlich gegenüber mir damit war, jedoch nickte ich und sagte:

  "Wir k?nnen es so machen. Wenn du der Meinung bist, vertraue ich dir dabei."

  Auch die anderen stimmten Igor zu. Schlussendlich mussten wir nur noch ankreuzen, welche Art von Aufgaben wir annehmen wollten. Diese Frage war einfach zu beantworten, weswegen wir keine spezifischen Wünsche ankreuzten.

  Wieder zurück an der Rezeption angekommen, nahm die Frau das Blatt entgegen. Sie schaute mich daraufhin eindrücklich an und sagte dann:

  "Du bist Varis der Magier, oder?"

  "Ja, aber wie kommen sie darauf?", fragte ich sie erstaunt.

  "Also habe ich endlich mal richtig geraten", sagte sie triumphierend zu sich selbst.

  "Also gut dann bist du also der Empf?nger. Einen Moment."

  Die Frau verschwand kurz hinter der Rezeption und holte dann ein Sch?chtelchen mit einem tintengetr?nkten Schwamm hervor.

  "Dann bitte ich dich einmal, deinen Fingerabdruck hier drunter zu setzten", sagte sie also nach kurzer Zeit l?chelnd.

  Ich nickte daraufhin, drückte meinen rechten Daumen zuerst auf den Schwamm und dann auf das Blatt Papier.

  "Damit hei?e ich euch als offizielle Abenteurer willkommen. Ich wünsche euch viel Spa? und Erfolg bei dem Erledigen eurer Auftr?ge", sagte die Rezeptionistin feierlich, schüttelte mir die Hand und übergab mir einen metallenen Ring, auf dem das Wappen der Abenteurer eingraviert war. Leicht verwirrt drehte ich ihn in der Hand. Er hatte eine silberne Farbe und reflektierte etwas von dem Licht, dass durch ein Fenster schien. Nach kurzer Zeit verstaute ich ihn vorerst in meiner Tasche und sagte daraufhin:

  "Vielen Dank. Haben sie noch einen sch?nen Tag."

  "Ihr auch. Und passt auf, dass ihr nicht draufgeht", erwiderte die Frau fr?hlich und mit einem melodischen Unterton, w?hrend wir uns aus dem Geb?ude entfernten.

  "Sind die immer so komisch drauf, Igor?", fragte Leo, als wir wieder auf den Stra?en der Stadt waren.

  "Nein, eigentlich natürlich nicht. Aber sie wollte in gewisser Weise ja auch nur freundlich sein", beantwortete Igor seine Frage mit einem leichten Lachen. So gingen jeder von uns also noch etwas in der Stadt herum, um auf unseren ersten Auftrag zu warten und noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen. Jean hatte sich aufgemacht, um eine Schmiede zu finden, die sich ausleihen konnte. Grund dafür war eine Bitte von Luna. Sie hatte Jean danach gefragt, ob sie ihr denn ein Paar Dolche herstellen k?nnte. Das Material dafür schien sie die ganze Zeit in ihrem Rucksack getragen zu haben.

  "Man wird es nicht glauben, aber Jean ist erstaunlich stark", sagte ich lachend zu Venys. Wir waren gerade auf dem Weg in das grüne Viertel, da ich sie gebeten habe, mir ihre Runen Magie zu zeigen. Die Grenze zwischen den beiden Bezirken der Stadt war, als würden zwei Farben ineinander flie?en. Die H?user wurden Stück für Stück weniger und gingen in grüne Wiesen über. über dem ganzen Gel?nde verstreut sah ich vereinzelt kleine Teiche und einige B?ume. Das gesamte Viertel besa? zu meiner überraschung sogar gewisse H?henunterschiede und Hügel, sodass sich alles wirklich fast so anfühlte, als w?re man in der freien Natur.

  "Komm, lass uns dahin gehen", sagte Venys aufgeregt und zog mich an meinem Handgelenk in Richtung einer gro?en Weide. Ihre Zweige hingen weit runter und hatten noch ungef?hr einen Meter Abstand zu dem Boden. Sie war in Richtung des Teiches geneigt, der nebenan angelegt war. An dem Baum angekommen, zog sie mich unter den Baum, sodass die Zweige uns wie eine schützende Kuppel umgaben. Die Bl?tter der Weide waren kr?ftig grün und strahlten nur so von Energie. Erstaunt über die Sch?nheit dieses Viertels, verga? ich, dass wir in einer Stadt waren und bewunderte nur stumm den See und die Wiesen. Ich beobachte auch, wie einige Schmetterlinge von Blume zu Blume flogen, um sich an deren Nektar zu laben.

  "Wundersch?n oder?", fragte Venys mich.

  "Ja. So ist es", antwortete ich. Mehr Worte fand ich nicht für dieses Gem?lde der Natur.

  "Du musst wissen, dass das auch schon früher mein Lieblingsort war. Zu der Zeit, als ich mit meinen Eltern viel gereist bin. Ich war noch klein und doch stand dieser Baum hier schon früher genau so hier an dieser Stelle, wie jetzt auch", erz?hlte Venys mit einem nachdenklichen, leicht traurigen Ton. Ich sah, wie sich ein paar Tr?nen in ihren Augen ansammelten und sie sich daraufhin von mir wegdrehte. In mir stieg ein leichtes Unbehagen auf, jedoch wollte ich in gewisser Weise auch noch etwas mehr erfahren. Erfahren, warum es ihr so schlecht dabei ging, wenn sie davon erz?hlte.

  "Darf ich fragen, warum du überhaupt alleine Unterwegs warst?", fragte ich vorsichtig nach.

  "Um eben eine Person wie dich zu finden. Die uns retten kann. Und genau die Person habe ich doch gefunden, also warum jetzt so traurig werden, richtig?", antwortete sie mir meiner Frage wieder fr?hlicher. Doch ich merkte, dass sie ihre wahren Gefühle mit diesem L?cheln überdeckte, entschied jedoch, dass das nicht der richtige Zeitpunkt war, um noch weiter nachzuhaken.

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  "Du hast recht", sagte ich deswegen, um das Gespr?ch auf ein anderes Thema zu leiten.

  "Wollen wir anfangen?"

  "Klar, gerne", sagte Venys daraufhin und wischte sich ein paar kleinen Tr?nen weg, m?glicherweise, um sie vor mir zu verstecken.

  So fingen wir also an, uns mit der Magie der Lycanons zu besch?ftigen. Zu meiner überraschung zog sie nicht einen Stab, sondern ein Buch mit einer Feder. Das Buch hatte einen braunen Umschlag aus Leder. Auf der Oberseite war ein grüner Edelstein in einer silbernen Fassung, um den ebenfalls ein Ring aus demselben Metall gezogen war. Die Feder war wei? und besa? einen identischen Edelstein, der auch in einer silbernen Fassung steckte, in der Mitte des Schafts.

  "Sind das auch Magieedelsteine?", fragte ich sie neugierig.

  "Ja, es ist Jade. Die beiden Steine hier sind eigentlich mal eins gewesen. Anders würden diese Werkzeuge nicht funktionieren, da sie sonst nicht miteinander harmonieren würden. Siehst du diese Blume da?", fragte Venys und zeigte auf eine schneewei?e Blume direkt vor uns. Ich nickte.

  "Ich werde jetzt um sie herum eine Barriere schaffen, damit du einen Eindruck bekommst, wie meine Magie funktioniert", erkl?rte sie. Venys kniete sich also vor die Blume hin und ?ffnete ihr Buch. Gespannt setzte ich mich gerade auf, um ihr besser zuschauen zu k?nnen. Ich sah, wie sie einige der Seiten umschlug und dann ihre Feder zur Hand nahm. Doch als die Spitze das Pergament berührte, passierte etwas ganz anderes als das, was ich erwartete. Mich hatte es schon gewundert, wo sie denn die Tinte zu schreiben hatte, jedoch brauchte sie diese überhaupt nicht. Auf dem Blatt zog sich eine leuchtende Linie, geführt von der Feder. In dem Buch entstand so ein Kreis, in den drei Runen mit in begriffen waren. Als ihre Feder den Kreis schloss, fing das ganze Zeichen an zu leuchten. Venys steckte ihre Feder weg und zog das Zeichen mit ihrer nun freien Hand aus dem Buch. Vollkommen verwirrt schaute ich ihr zu, als h?tte der Zauber gleichzeitig meine komplette Aufmerksamkeit auf diese Handlung gezogen. In Venys Hand war auf einmal eine hell leuchtende Kugel, die sie nun auf die Blume legte. Um die Pflanze herum baute sich eine goldig leuchtende Kuppel auf. Fasziniert starrte ich auf die Blume.

  "Ja, das war es eigentlich schon", sagte Venys.

  Sie sagt das so, als w?re das was ganz Normales, dachte ich mir und lachte innerlich.

  "Und ihr nutzt auch Mana dafür?", fragte ich sie, nachdem ich mich wieder etwas gefasst hatte.

  "Na klar. Wie willst du denn sonst zaubern?", entgegnete sie.

  "In dem Punkt hast du auch wieder recht", sagte ich mit einem leichten Lachen und stand auf. Ich ging um die Blume herum, beugte mich zu ihr runter und klopfte leicht auf die Barriere. Meine Hand prallte jedoch einfach von der Kuppel zurück. Erstaunt über die Festigkeit, stand ich wieder auf und fragte:

  "Kann man mit Runen auch andere Zauber wirken?"

  "Ja, jedoch gr??tenteils nur defensive Zauber. Aber auch Zauber wie als Beispiel eine Lanze aus Feuer, den ich auch beherrsche."

  W?hrend wir uns unterhielten, erschien pl?tzlich ein Zettel neben mir, auf dem in einer mystisch wabernden Schrift stand:

  Auftrag für den Abenteurer Varis:

  Helfe dem Dorf Silvenhügel

  Es liegt westlich von deinem jetzigen Standort und wird von Monstern belagert

  Belohnung: 350 Mirion

  Erstaunt schaute ich den neben mir schwebenden, blau, violett leuchtenden Zettel an. Ich war zuerst zwar etwas verwirrt, fasste mich jedoch auch schnell wieder. Ich nahm also den Zettel, faltete ihn einmal und verstaute ihn in meiner Tasche.

  "Komm, wir sagen den anderen Bescheid", sagte ich aufgeregt zu Venys. Sie nickte und so duckten wir uns unter die Zweige des Baumes. Die Sonne schien uns von dem wolkenlosen Himmel aus in das Gesicht. Wir liefen los, um m?glichst schnell zu den anderen zu kommen.

  "Ich h?tte nicht gedacht, dass wir so schnell einen Auftrag bekommen", sagte ich zu ihr und schaute in den Himmel.

  "Wobei wenn wir von der Sonne aus gehen, ist es mit Sicherheit schon l?nger als zwei Stunden her, das wir uns angemeldet haben", antwortete sie. So gingen wir also in einem doch etwas schnelleren Tempo zur Wilden Henriette.

  An der Tür angekommen, sprach Jean uns von hinten an. Sie hatte ihren grünen Pulli mit den ?rmeln um ihre Hüfte gebunden, was davon sprach, dass sie bis gerade in einer Schmiede gearbeitet hatte.

  "Hallo Leute. Was seid ihr beiden denn so aufgeregt?"

  "Wir haben unseren ersten Auftrag bekommen, deswegen sind wir so schnell wie m?glichst hierhin gekommen", erkl?rte ich ihr schnell, w?hrend ich schon dabei war, die Tür zu ?ffnen. Wir traten also ein und gingen schnell hoch, um Igor, Leo und Luna Bescheid zu sagen. Ich ging an die Tür von Leo, Jean ging zu Igor und Venys zu Luna. Aufgeregt klopfte ich an unserer Tür.

  "Herein", h?rte ich Leo sagen. Ich ?ffnete die Tür zu unserem Zimmer und trat ein. Auf dem Schreibtisch lag eine angefangene Karte neben einem Tintenglas, in dem auch eine Feder war. Leo stand gerade auf, leicht verschwitzt und in seinem Hemd, das er immer unter seiner blassgelben Jacke trug. Er schien bis gerade trainiert zu haben.

  "Leo, wir haben unseren ersten Auftrag bekommen!", erz?hlte ich ihm. Er zog sich hastig seine Jacke über, nahm sein Schwert und sagte:

  "Na dann los, worauf warten wir noch?"

  Auf dem Flur sah ich dann, wie auch die anderen aus ihren Zimmern kamen. Voller Elan gingen wir zusammen die Treppe hinunter und verlie?en das Gasthaus.

  "Jetzt sagt schon, wie lautet denn unser erster Auftrag als Abenteurer?", fragte Igor mich munter.

  "Wir sollen dabei helfen, Silvenhügel von Monstern zu befreien", antwortete ich ihm."

  Igor legte seine H?nde hinter den Kopf, schloss seine Augen und schaute nach oben, w?hrend wir uns in Richtung der Tore bewegten, die aus der Stadt heraus führten.

  "Ach ja, Silvenhügel. Is' 'nen sch?nes D?rfchen. Liegt direkt in 'nem Tal, umgeben von etwas h?heren Hügeln. Ich freu mich schon, das Dorf wiederzusehen."

  "Du wei?t aber schon, das wir da Monster erledigen müssen?", fragte Luna vorsichtig.

  "Klar wei? ich das. Ich freu mich einfach das Dorf wieder in seiner Sch?nheit zu sehen, nachdem wir es gerettet haben", antwortete Igor ihr sorglos, w?hrend wir durch die Tore der Stadt gingen. Um uns breiteten sich die Wiesen der Ebene aus, strahlend in einem lebendigen Grün. Wir gingen zu der Weggabelung und schauten auf das Schild, das in der Mitte der Kreuzung stand. Das Schild mit der Aufschrift Silvenhügel zeigte nach rechts. Und so machten wir uns auf den Weg.

  "Ah Luna, da hab ich doch fast was vergessen", sagte Jean nach einiger Zeit. Sie zog ein Paar Dolche aus ihrem Rucksack. Sie waren in ein Tuch gewickelt, das sie nun langsam und vorsichtig entfernte. Zum Vorschein kamen zwei gl?nzenden Klingen, leicht gebogen und auf der Au?enseite scharf. Die Griffe waren mit einem hellen Lederband umwickelt und waren am Ende mit einer kunstvollen Greifvogelklaue verziert.

  "Vielen Dank, Jean. Sch?n das du sie doch noch so kurzfristig fertigstellen konntest. Darf ich fragen, warum du sie so gestaltet hast?", fragte Luna, nachdem sie die Dolche an sich genommen hatte. Sie strich mit ihrer Hand über den Griff, wog das Gewicht der Waffe in ihrer Hand und teste mit ihrem Daumen der Sch?rfe der Schneide. Luna nickte und befestigte die Dolche an ihrem Gürtel.

  "Ich hab mir dich als Vorbild genommen", antwortete Jean mit einem L?cheln.

  "Wie kann ich das denn verstehen?", fragte Luna mit einem deutlich verblüfften Gesicht.

  "Das frage ich mich jetzt aber auch", sagte Venys interessiert. Igor, Leo und ich nickten zustimmend. Jean lachte daraufhin und entgegnete:

  "Ihr seht ja diese Vogelkralle am Ende des Griffes, oder? Ich habe mir gedacht, da der Name Luna ja mit dem Mond zu verbinden ist, nehme ich die Klaue einer Eule als Vorbild, die ich zuvor in mein Notizbuch abgezeichnet hatte. Dann habe ich wieder den Aspekt des Mondes genommen und so eben auch die Klinge gestaltet. Deswegen besitzt sie diese Krümmung, da sie eben den Halbmond darstellen soll."

  "Wow, ich h?tt nicht gedacht, dass man so etwas Tiefgründiges in so kurzer Zeit hinbekommt", sagte Igor erstaunt.

  Jean l?chelte und erwiderte ihm stolz:

  "Ja, ich achte immer darauf etwas Hochwertiges zu schaffen, was gleichzeitig immer seine eigenen Charakteristiken hat." W?hrend wir weitergingen, ging Venys immer wieder um Luna herum, fasziniert von den Dolchen, was mich leicht zum Lachen brachte.

  "Wie lange ist es denn noch bis Silvenhügel, Igor?", fragte ich Igor mit dem Blick zur Sonne. Sie stand schon deutlich tiefer, als zu dem Zeitpunkt, an dem wir losgegangen waren. Er dachte kurz nach und antwortete dann:

  "Ungef?hr zum Abend sollten wir da sein, also in ein bis zwei Stunden."

  Ich nickte und mit freudigen Gespr?chen und der untergehenden Sonne gingen wir zu dem Ziel unseres ersten Auftrags.

  Als wir nur noch dreihundert Meter von dem Dorf entfernt waren, war die Sonne schon fast untergegangen und die Hügel, von denen Igor gesprochen hatte, schon in Sichtweite. Doch dann bemerkte ich etwas. Langsam aber sicher zog Nebel auf, der mit jedem Schritt dichter zu werden schien.

  "Ihr seht den Nebel auch, oder Leute?", fragte ich vorsichtig die anderen.

  "Oh oh, das ist gar nicht gut", h?rte ich Igor von der Seite sagen.

  "Wir müssen jetzt nahe bei einander bleiben, sonst verlieren wir uns."

  "Zum Glück habe ich eine Fackel mitgenommen", sagte Leo, der gerade mit den anderen n?her zu uns gekommen ist. Er zündete sie an und erweiterte dadurch unser Sichtfeld wenigstens etwas. So folgten wir dem Weg weiter, bis wir an einen Durchgang zwischen einigen Hügeln ankamen.

  "Hier ist der Eingang zu dem Dorf. Jetzt müssen wir nur noch die Monster...", setzte Igor an, doch wurde er von einem Ger?usch unterbrochen, das vor uns aus dem Nebel kam. Es war ein Knurren, tief und so furchterregend, dass es sich für mich so anfühlte, als w?re es k?lter als das Mana der Eiszauber. Es war ein Knurren, das uns alle schockte und uns wie zu Stein erstarren lie?.

  "Igor, was war das?", fragte Jean ?ngstlich.

  Igor antwortete nicht auf die Frage, sondern zog nur seine Axt und sagte ernst:

  "Leute, das k?nnte jetzt richtig unangenehm werden."

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