Schlie?lich kam der Tag, an dem die Heilige Ordanische Armee in die Hauptstadt zurückkehrte. Eine warme Sonne lachte vom wolkenlosen Himmel herab und die Tore der Stadt standen sperrangelweit offen, als die siegreichen Truppen durch diese wieder in Meglarsbruck einzogen. Einige Passanten, die bereits die erfreulichen Nachrichten aus Camenia geh?rt hatten, liefen zum Heereszug hin und riefen ihm freudig religi?se Kampfesparolen entgegen. Es war noch keine Siegesparade, lediglich eine Heimkunft. Theodor, der die Armee vorne anführte sah müde und nicht sonderlich gut aufgelegt aus. Er eilte sogleich in den Palast, um nach seiner Familie zu sehen. Er lief dabei vorbei an Petra, die ihm nur dumm nachblickte, w?hrend die Wachen bei seiner Ankunft salutierten.
Die Freude war sehr gro?, als seine Frau ihn wiedersah und sie umarmten sich und wurden von den anderen eine Weile alleine gelassen. Bald aber klopfe es an der Türe. Bei dieser trat dann Wenzel herein, welcher sich auch mit Theodor über die Sachlage im Reich unterhalten wollte. Er h?tte dafür zwar jederzeit zu August gehen k?nnen, doch war der Erkorene, um es milde auszudrücken, nicht gut auf diesen zu sprechen, angesichts dessen, was erst kürzlich geschehen war. ?Das K?nigreich Camenia ist bereits sich dem Heiligen Ordanischen Reich unterzuordnen“, informierte ihn nun der Feldmarschall. ?K?nig Vincenzo II. schien die Angelegenheit sowieso nicht ganz zu verstehen. Er hatte uns komplett untersch?tzt und schien zu glauben, dass das Heilige Reich nun schlicht ein Nachfolger des Bundes sein würde. Wir werden es ihm schon noch erkl?ren, dass alle L?nder von Kaphkos nun nur noch einen Souver?n haben!“ Der Magier sagte nicht viel dazu und h?rte einfach zu. Auch er konnte aus Theodors Tonfall und aus seinem Verhalten herauslesen, dass er immer noch sehr bitter über den Verlust seiner Hand war. Sp?ter führte Wenzel auch noch ein Gespr?ch mit Irnfrid darüber. Der Bursche versicherte ihr, dass Theodor unersetzbar sei und, dass dessen Verletzung sein Ansehen bei niemandem gemindert hatte.
Nur ein paar Tage sp?ter war der ?Tag des Angedenkens“. Es war ein alter religi?ser Feiertag, an dem traditionell den Toten gedacht wurde. Dieses Jahr würde er der gr??te Anlass seit Jahrhunderten werden, denn man würde nicht nur den zahllosen M?rtyrern gedenken, die in der Revolution ihr Leben gelassen hatten, sondern auch die Heilige Elisabeth zu Grabe tragen. Die Vorbereitungen waren schon l?nger dafür getroffen wurden. Nun war es so weit. Alle wichtigen Milit?rs und Vertreter des Staates, inklusive Wenzel nahmen teil. Alle waren in schwarzen Kleidern verhüllt, Frauen wie M?nner. Die Garden trugen eigens geschneiderte schwarze Traueruniformen. Entlang der Hauptallee vor dem Melgarionenpalast begann der Begr?bniszug und würde über die Stra?en hin zum Friedhof der Millionenmetropole ziehen. Eine riesige Masse an Menschen waren gekommen, um den M?rtyrern und ihrer Majest?t die letzte Ehre zu erweisen. Angeführt wurde der Zug vom Sarg Elisabeths, auf dessen Deckel die alte Reichskrone der Melgarionen platziert war. Sie war gemeinsam mit den Kronjuwelen aus Greifenburg wieder zurück hierher überstellt worden. Als alle anwesend waren wurde das Signal zum Abmarsch gegeben.
Sehr langsam zog sich nun die lange Kolonne entlang der breiten Alleen der Reichshauptstadt. Alles war still, so still, dass es schon fast bedrückend war. Die Gravit?t des Ereignisses war allen bewusst. Es spielten keine Instrumente, au?er einem einzigen: Glocken. Diese waren im Teleiotismus ein Symbol für den Tod und signalisierten laut dem Heiligen Testament den übergang ins Jenseits, weshalb sie auch nur bei Beerdigungen gespielt wurden. Wenzel und alle wichtigen Würdentr?ger folgten direkt hinter dem Sarg der Melgarionenkaiserin nach. Dieser war eingehüllt in die Fahne, die das alte Wappen des Kaiserhauses abbildete. Dies würde die allerletzte Gelegenheit sein, bei der dieses gezeigt werden wurde. Das Geschlecht der Melgarionen war nun Geschichte. And?chtig und ohne jegliche Zwischenrufe schob sich der Trauerzug langsam zum Zielort.
Dort angekommen wurde dann eine Grabesrede vom Patriarchen und danach von August gehalten. Wenzel hatte sich entschieden lieber nichts dazu zu sagen, vor allem, da er keine Rede vor so vielen Leuten halten wollte. Die Heilige wurde in ihrem Familienmausoleum beigesetzt. Danach begab sich das Trauergefolge noch hinüber zu dem neu errichteten Denkmal für die Gefallenen der Revolution. Alle legten hier ihre Blumenkr?nze nieder und es wurden wieder Reden gehalten, die die üblichen Floskeln umfassten. Nur diejenigen, die selbst im Krieg mitgek?mpft hatten verstanden, wie gro? die Bedeutung dieses Andenkens war. Dann endete die offizielle Veranstaltung und die Vertreter des Reiches kehrten wieder Heim. Den ganzen restlichen Tag aber str?mten unz?hlbar viele Menschen noch auf den riesigen Friedhof und erwiesen den M?rtyrern auch die letzte Ehre. Am Ende waren solche Berge an Blumen zu den Gr?bern gebracht worden, dass deren riesige Haufen mehrmals umkippten. Es war ein endloses Blumenmeer.
Dann ergab sich aber etwas, womit Wenzel nicht gerechnet hatte und das er beinah schon vergessen hatte. Eines sch?nen Tages stand pl?tzlich ein ebenso junger Mann wie er vor den Portalen des Palastes. Er hatte einen leichten Akzent und wollte ?seinen Freund“ sehen. Die Wachen wiesen ihn zwar ab, doch er blieb beharrlich, woraufhin letztendlich nach langem Warten der künftige Kaiser informiert wurde. über die bunten Marmorfliesen des Palastes flog Wenzel nun hinunter, um zu sehen, wer ihn sehen wollen k?nnte. Als er ihn dann erblickte begann sein Gesicht vor Freude f?rmlich zu strahlen. Er lie? ein lautes Lachen aus und eilte sogleich zu ihm hin. ?Peter! Wie geht’s dir?“ Der Junge, der nun eine Brille trug, war auch sichtlich erfreut und die beiden schlugen sich ein. ?Mit mir ist alles in Ordnung. Ich glaube, dass das das Wichtigste ist, oder?“ Danach setzten sie sich zusammen und holten erst einmal auf, was sie voneinander vers?umt hatten.
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Als sie zu reden begannen, blickte ihm aber Peter tief in die Augen. ?Gibt’s was?“, fragte der Zauberer daraufhin etwas irritiert. ?Du hast dich ver?ndert. Und ich meine nicht, dass du ?lter und muskul?ser geworden bist, was selbstverst?ndlich auch stimmt. Nein, da ist ein Funkeln in deinen Augen, das wirklich anders ist. Und ich kann fast schon eine Aura um dich herum spüren“, meinte sein Freund. Wenzel überlegte nicht viel und entgegnete einfach: ?Ja, es hat sich mehr an mir ver?ndert. Ich kann jetzt auch viel mehr mit Magie. Soll ich’s dir zeigen?“ Somit schwenkte das Gespr?ch in eine andere Richtung und Peter lie? sich von dem Magier seine Telekinese zeigen, indem er M?bel herumfliegen lie?. Auch erzeugte Wenzel Flammen aus seinen Handfl?chen, wobei er hier versuchte, vorsichtig zu sein, um keinen Brand auszul?sen. Der einstige Musterschüler war sehr beeindruckt von dessen F?higkeiten.
Dann redeten sie noch eine Weile und erz?hlten sich, was ihnen denn so im letzten Jahr so passiert ist. Mit Faszination h?rte Peter da gefesselt zu als ihm sein Freund von den Schlachten, die er sah erz?hlte und von ganz besonders überrascht war er davon, dass nun Amalie auch hier im Palast war. ?Also seid ihr beiden jetzt zusammen?“, stellte er da die offensichtliche Frage. Wenzel war die Frage etwas peinlich und er musste sie verneinen. Danach hatte sein alter Schulkollege noch eine Bitte an den zukünftigen Herrscher: ?Meine Eltern sind noch untergetaucht, weil sie Verbindungen zum alten Regime hatten. K?nntest du ihnen, bitte, helfen?“ – ?Sicher kann ich das. Ich werde sie begnadigen lassen. Das war Peter dann erleichtert, als er das h?rte.
?Hey, willst du mit mir eine Runde Schwertk?mpfen?“, erkundigte sich nun Wenzel. Peter machte eine seltsame Grimasse und erwiderte: ?Das kann ich leider nicht.“ – ?Nicht? Okay, dann zeig ich dir zumindest ein paar Handgriffe!“ So taten es die beiden dann. Leider war Peter ein ziemlicher Streber, der nicht viel zum K?mpfen taugte. Der Magier schmiss ihm ein Einhandschwert hin, welches er weder richtig halten noch, mit erw?hnenswerter Kraft schwingen konnte. Sein Freund zeigte ihm zumindest die Grundhaltung, aber auch das fiel Peter wirklich schwer. Sie tauschten ein paar Schwerthiebe aus, aber vorhersehbarerweise dominierte Wenzel hierbei auch. Sie beendeten den Zweikampf relativ schnell. Nun wollte der junge Kaiser aber, dass er bei ihm bleibt, darum machte er den Vorschlag, dass der Bursche sein Berater werden sollte. Der Einserschüler reagierte z?gerlich und meinte: ?Ich bin noch nicht fertig mit der Schule. Wenn ich fertig bin, okay.“ Etwas entt?uscht akzeptierte Wenzel dessen Entscheidung.
Sp?ter nahmen die zwei dann gemeinsam mit Amalie, Brahm und Ferenc ihr Abendessen zu sich. Als der Camenier sah, dass sie nur einen einfachen Fleischeintopf a?en, war er überrascht, versuchte sich aber nichts anmerken zu lassen. Für Wenzel und die M?rtyrer war das normal. Sie waren es gewohnt simpel und ohne Luxus zu leben. Jetzt sa?en sie halt in den Hallen der Reichen und M?chtigen, doch sie legten ihre Gepflogenheiten nicht ab. Dies spiegelte sich auch in Wenzels Schlafzimmer wider, welches au?er seinem Schwert und seinen Klamotten, nur die Gegenst?nde beinhaltete, welche schon vorher darin standen und die der Junge ohnehin nicht gebrauchte. Amalie konnte sich kaum mehr an Peter erinnern und die beiden redeten fast nichts miteinander. Nach dem Essen hatte das M?dchen aber noch ein Anliegen, über das sie mit Wenzel reden wollte. Deshalb setzten sie sich dann noch alleine zusammen.
?Was gibt’s denn?“, wollte der Bursche wissen. Nerv?s kratzte sie sich daraufhin am Hinterkopf und sagte schlie?lich: ?Findest du, dass wir uns recht gut verstehen?“ Nicht sicher, was er von dieser Frage halten sollte, antwortete Wenzel einfach, was er als wahr empfand. ?Ja, sicher. Empfindest du das etwa anders?“ Amalie schüttelte den Kopf. Die beiden kamen eigentlich gut aus. ?Aber mehr ist da noch nicht an Gefühlen deinerseits, oder?“ Diese Aussage machte den Magier jetzt durchaus verlegen. Es war aber eine Frage, die sich komisch anfühlte, so wie sie sie kommuniziert hatte. Darum kam jetzt eine Nachfrage des jungen Mannes: ?Warum fragst du mich das? Magst du mich etwa?“ Ihm war es wirklich schwer gefallen das über die Lippen zu bringen, aber offenbar ging es dem M?del genauso. Sie erwiderte: ?Ich …ich wei? nicht so genau. Auf jeden Fall kann ich dich gut leiden.“
Jetzt gingen dem Burschen allerhand Dinge durch den Kopf. Dann schoss es ihm ein. ?Ah, das kommt von deinen Eltern, oder?“ Sie nickte. ?Weil du so eine wichtige Position hast, wollen sie, dass ich, dass wir….“ Wenzel hatte schon verstanden und entgegnete: ?Lass dich nicht unter Druck setzen. Du kannst so lange hier im Palast bleiben, wie du willst. Was auch immer unsere Beziehung ist, spielt dafür keine Rolle.“ Daraufhin war das M?dchen auch eindeutig erleichtert. Die beiden wollten keine Beziehung unter Zwang aufbauen. Amalie fügte nun noch hinzu: ?Geben wir dem Zeit. Ich glaube, dass das besser w?re.“ Wenzel pflichtete ihr da bei. ?Aber nur ums klarzustellen. Ich kann dich wirklich leiden“, bekannte der junge Mann. Sein Gegenüber erwiderte: ?Ich dich auch.“ Dies war eine sehr wichtige Unterhaltung für sie gewesen. Sie selbst würden über ihre Beziehung bestimmen, auch wenn andere schon eine künftige Dynastie sehen wollten. Im Nachhinein konnte Wenzel es kaum fassen, dass die Dinge sich so für ihn entwickelt hatten. Seine eigenen Gefühle erforschend wurde er sich bewusst, dass er immer noch in Amalie verliebt war. Sie war ja auch ein wundersch?nes M?dchen. Nur sagen hatte er ihr dies heute noch nicht gewollt. Es w?re zwar die allerbeste Gelegenheit gewesen, die er jemals dafür hatte, aber es fühlte sich falsch an. Für ihn schwang da der Druck, den ihre Eltern auf sie ausübten als ein wesentlicher Faktor mit. Er entschied sich dazu ihr bald seine Liebe zu gestehen. Unter den heutigen Umst?nden w?re es aber nicht richtig gewesen, denn Wenzel empfand, dass so eine Entscheidung letztendlich von Herzen kommen musste. Amalie sollte es auch wollen.