Alina starrte die offene Tür an, durch die immer mehr Gelehrten und W?chter verschwanden. Viele sa?en jedoch noch unsicher auf ihren Pl?tzen und diskutierten miteinander, warfen dabei immer wieder Blicke auf Elyon. Auch Kael und die zwei anderen standen nur da und warteten.
Da bebte der Boden und ein entferntes R?hren drang in ihre Ohren, das sie mittlerweile gut kannte. Riesenbüffel. Sie sah Elyon an, die nur mit geschlossenen Augen dastand, dann Finan, der vor sich hin schmunzelte. Schon bald h?rte man Schreie und laute Schritte im Gang.
Da tauchten wieder die Gelehrten und W?chter auf, die vorhin gegangen waren. V?llig atemlos, mit vor Schreck verzerrten Gesichtern.
?Tyrannin!?, riefen einige der jüngeren Gelehrten und zeigte mit dem Finger auf Elyon.
?Ruhe!?, donnerte Elyons Stimme. ?Nun da alle wieder versammelt sind, gebe ich euch Zeit für die Abstimmung. Ihr kennt meine Bedingungen. Denkt gut über eure Entscheidung nach. Bis gleich.?
Ein wütender Aufschrei der unteren R?nge brachte die Luft im Raum zum Beben. Doch Elyon tastete mit ruhigen Bewegungen nach Finans Oberarm und lie? sich von ihm aus dem Raum führen. Alina folgte ihnen nach links, wo sie durch eine einfache Holztür in ein kleines Wartezimmer gelangten.
Prinz Finan half Elyon in eins der rotbraun gepolsterten Sitze, in das sie sich fallen lie?. Ihre ganze K?rperspannung verflog und sie atmetet tief ein.
?K?nnt Ihr noch durchhalten??, fragte der Prinz leise.
Elyon nickte.
?Es tut mir leid?, murmelte Alina.
Elyon ?ffnete ihre Augen und warf ihr einen fragenden Blick zu.
?Wegen vorhin, als ich laut geworden bin.?
Elyon lie? sich wieder in den Sitz fallen und lehnte ihren Kopf an die Wand an. Finan sagte nichts, sondern wandte sich ab und blickte aus dem Fenster, durch das man einige der Büffel sehen konnte. Die Tiere beobachteten neugierig die Umgebung, w?hrend sie immer wieder mit den braunen Ohren wackelten.
Alina hatte gar nicht mitbekommen, dass Elyon sie hatte herbringen lassen. Wann hatte sie dafür Zeit gehabt? Warum hatte sie es ihr nicht erz?hlt? Alina schluckte. Nun, Elyon hatte ihr einiges nicht erz?hlt. Auch ihre Pl?ne, was mit H?hental geschehen sollte, wenn sie nicht auf ihre Forderungen eingehen sollten.
?Brauchst du irgendetwas? Was zu trinken, oder was zu essen??, fragte Alina vorsichtig.
Doch Elyon schüttelte nur den Kopf, ohne die Augen zu ?ffnen. Sie verzerrte ihr Gesicht, als h?tte sie Schmerzen, doch nur ganz kurz, dann kehrte ihr versteinerter Ausdruck zurück.
?Willst du wirklich ...?, begann Alina leise. ?Willst du wirklich H?hental einnehmen, wenn sie gegen dich stimmen??
Mit einer gehobenen Augenbraue starrte Prinz Finan sie an. Doch sie konnte seinen Blick nicht deuten. Er sah immer so aus, als stünde er erhaben über alles und jeden.
Elyon seufzte und ?ffnete leicht ihre Lider. Die Narben stachen so hell gegen die dunklen Iriden, dass Alina immer noch jedes Mal einen leichten Schrecken bekam, wenn sie in Elyons Augen sah.
?Nicht für lange. M?chte keine Herrscherin sein. Nur bis Lage gebessert ist.?
Alina wollte fragen, was genau für eine Lage sie meinte. Doch Elyon hatte wieder ihre Augen geschlossen und sich tiefer in ihren Sitz gelehnt.
?Du siehst nicht sehr glücklich aus, Alina. Mich würde interessieren, ob du glaubst, dass es besser w?re, diese recht ... chaotische und prek?re Stimmung unter den H?hentalern den gegenw?rtigen Gro?w?chtern zu überlassen??, sagte der Prinz mit sanfter Tonlage, doch sein Blick war in Strenge erstarrt, seine Lippen ein gerader Strich.
Alina senkte den Kopf und sagte nichts mehr. Nein, so wie es jetzt war, konnte es nicht bleiben, selbst wenn die H?hentaler gegen Elyon stimmten. Aber H?hental mit den Drachen anzugreifen und den Riesenbüffeln, das würde so wirken, als w?re Elyon kalt und unbarmherzig.
?Und noch eine Frage, wieso sieht hier alles so aus, als h?ttet ihr kaum Geld um euch wenigstens einen Teppich zu leisten, um dieses st?ndige rostbraun zu unterbrechen? Nur ein kahler Holzboden, W?nde, nicht mal eine Pflanze befindet sich in diesem Raum. Die Sitze sehen aus, als stammen sie aus dem letzten Jahrtausend.?
This tale has been unlawfully lifted from Royal Road; report any instances of this story if found elsewhere.
überrascht warf sie einen Blick zu dem jungen Mann, der mit gerunzelter Stirn im Raum hin und her stolzierte und jede Holzdiele begutachtete. Sie verstand nicht, was er meinte. In H?hental legte man nicht viel Wert auf Schmuck, vor allem nicht für einfache Dinge wie einen kleinen Warteraum.
Die Tür wurde aufgerissen. Es war Kael. Sein Gesicht leuchtete f?rmlich.
?Wir sind so weit!?, verkündete er voller Freude.
Elyon richtete ihren Oberk?rper auf. ?Gutes Ergebnis??
?Ja, sie sind auf Eure Bedingungen eingegangen. Ihr müsst nur noch unterschreiben.?
Elyon atmete tief aus und stand ?chzend auf.
?Brauche dich zum Lesen des Dokuments. Bereit??, fragte Elyon und tastete nach Alinas Oberarm.
Alina nickte erleichtert, endlich konnte sie auch etwas tun. Dann r?teten sich ihre Wangen, als sie Elyons Augen sah. Gestik und Mimik waren nicht mehr angebracht. Sie r?usperte sich, ehe sie mit einem Ja antwortete. Dann machte sie Finan nach, legte Elyon Hand um ihren Oberarm und führte sie, dieses Mal, ohne dass Elyon stolperte oder fiel, zurück in den Saal
Als sie wieder hinter dem Podest standen, kehrte Ruhe im Saal ein. Alle Blicke waren auf Elyon gerichtet. Trotzdem spürte Alina selbst den Druck gegen ihren K?rper und wandte schnell den Blick ab. Kael fing an zu reden, doch sie konnte nicht aufpassen, da in diesem Augenblick einige der Gro?w?chter und Gelehrten anfingen miteinander zu tuscheln.
?Alina??, fragte Elyon.
Sie schüttelte den Kopf und starrte auf die Dokumente, die nun vor ihnen lagen. Sie musste sich konzentrieren. Sie musste zumindest jetzt helfen k?nnen.
–
Nach der Versammlung, wollte Elyon den Saal so schnell wie m?glich verlassen. Alina führte sie hinaus und als sie ihr Zimmer erreichten, warteten Lenius und Gilwa bereits auf ihnen.
?Und? Wird jetzt alles wieder besser??, fragte Gilwa, rannte zu Elyon und hielt sich am Saum ihres Hemdes fest.
Elyon nickte, streichelte Gilwa kurz über sein hellbraunes Haar, dann schob sie ihn sanft von sich und ging vorsichtig, mit ausgestreckten Armen auf ihr Bett zu.
?Müde?, sagte sie, sobald ihre H?nde die Matratze gefunden hatten und lie? sich dort hineinfallen. Mittlerweile wussten alle, dass dies das Schlüsselwort war, um schnellstens den Raum zu verlassen. Elyon würde kein Wort mehr von sich herausbringen, h?chstens ein Knurren und würde auch niemanden mehr beachten.
?Na komm, Gilwa, lass uns was essen gehen.? Lenius nahm Gilwa auf den Arm und Alina folgte ihm hinaus. Sie seufzte, als sie drau?en im Flur standen, dann schloss sie leise die Tür.
?Was ist los? Ich dachte, es w?re alles gut gelaufen? Haben sie Elyons Bedingungen nicht zugestimmt??, fragte Lenius, eine Sorgenfalte tauchte zwischen seinen Brauen auf.
Alina schüttelte den Kopf.
?Am Ende haben sie zugestimmt. Aber ... Elyon musste ihnen drohen. Zuerst mit der gewaltsamen übernahme von H?hental, dann mit den Riesenbüffeln.?
?Nun, wir haben nicht gerade viel Zeit. Und Elyons Methoden sind Alltag im Kaiserreich. Sie legt wenigstens ihre Karten offen auf dem Tisch, normalerweise sind Adlige hinterh?ltiger.?
Alina biss sich auf die Unterlippe. Wenn sie an die Blicke zurückdachte, welche Elyon im Saal bekommen hatte, dann wurde Alina flau im Magen. Hasserfüllt, angewidert, misstrauisch. Elyon stand unter keinem guten Licht hier in H?hental. Wie würde sich das auf all die Drachen auswirken? Auf sie selbst?
?Wenn Tessa hier gewesen w?re, oder mein Bruder ... ich ... ich konnte nichts tun.?
Lenius hielt mitten im Gang an und warf ihr einen überraschten Blick zu.
?Du bist eine riesige Hilfe. Du hast Elyon zu einer schwierigen Konfrontation begleitet, hast sichergestellt, dass alle Dokumente ihre Richtigkeit haben. Das ist nicht ohne.?
?Ja, aber ich konnte sonst nichts tun. Ich bin nutzlos. Dass Elyon mir nichts von ihren Pl?nen erz?hlt hat, das mit der übernahme H?hentals, mit den Riesenbüffeln, davon wusste ich nichts. Das beweist doch, dass sie mir nichts zutraut! W?re meine Familie hier gewesen, sie h?tten sie beraten k?nnen. Ihr andere Wege zeigen k?nnen, wie sie die H?hentaler h?tte überzeugen k?nnen ... und für sich gewinnen.?
Tr?nen füllten Alinas Augen. Was hatte sie schon getan? Au?er hilflos neben Elyon zu stehen?
Eine warme Hand berührte ihre Schulter. ?Alina, Elyon hat dir nichts erz?hlt, weil du in Trauer bist. Sie wollte dich nicht überfordern. Und sie hatte Beratung. So wie ich das mitbekommen habe, ist Kael einer der bekanntesten Gelehrten in ganz H?hental. Dank seiner tiefen Einsicht und Weisheit. Auch wenn ihre Pl?ne für dich etwas hart klingen, ich bin mir sicher, dass sie die sicherste L?sung genommen haben, die ihnen zur Verfügung stand.?
Gilwa starrte sie mit gro?en, sorgenvollen Augen an, dann streckte er seine kleine Hand aus und t?tschelte ihre Wange. Lenius lie? sie los und kraulte Gilwas Rücken.
?Wir haben leider nicht mehr viel Zeit. Nevin und viele andere stehen kurz davor, sich vollst?ndig in Drachen zu verwandeln. Ich habe selbst noch zwei Jahre übrig. Wenn Elyon loszieht, kann es vielleicht bis zu einem Jahr dauern, ehe sie wieder zurückkehren kann.?
Lenius' Blick entfernte sich und ein dunkler Ausdruck breitete sich darin aus.
Alina schluckte und wischte sich die Tr?nen weg.
?Ich wei?, es tut mir leid.?
Lenius schüttelte leicht den Kopf, schloss die Augen, dann l?chelte er ihr ermutigend zu. ?Das braucht es nicht. Komm, lass uns etwas essen. Ich habe Hei?hunger auf eure Mandarinenkuchen. Die sind wirklich gro?artig.?
Alina nickte, versuchte ein L?cheln, doch gab es auf, da sie ihre Mundwinkel einfach nicht bewegen konnte und folgte Lenius in einen kleinen Speiseraum, wo niemand war, au?er einer Bediensteten, die ihnen etwas Kuchen und Tee aus der Küche brachte.