Als die vier gemeinsam das Althun Anwesen verlie?en, wurden sich noch von den Hausbediensteten verabschiedet. Dann gingen sie relativ eiligen Schrittes in Richtung Innenstadt. Die Wendolinstra?e entlang ziehend sahen sie Massen an Menschen, die sich in dieselbe Richtung begaben. Ihr Ziel war der Hauptplatz der Stadt, der im Zentrum lag. Schon von der Ferne konnte man die Türme der gigantischen Verkündigungskathedrale sehen, die alles andere überragte. Am Vormittag hatte, wie immer, eine Messe darin stattgefunden, die von einer Posaunenfanfare von deren Türmen angekündigt wurde, welche überall in der Stadt zu h?ren waren. Auch Wenzel und Aurel hatten sie bei ihrer Ankunft in Meglarsbruck geh?rt. Im langem Schatten dieser Kathedrale n?herten sie sich dann, immer langsamer werdend, aufgrund des gro?en Andrangs, dem Hauptplatz.
Als sie schlie?lich dort ankamen, mussten sie sich wortw?rtlich an den Leuten vorbeipressen, um weiterzukommen. Das wichtigste Geb?ude des Platzes war natürlich die Kirche, deren Hauptturm wahrhaftig bis in den Himmel zu reichen schien. Sie war an ihrer Vorderseite mit vielen Ornamenten, vor allem aber Reihe um Reihe an Statuen, die Menschen darstellten, verziert. Der Junge blickte zu diesen hinauf und konnte sehen, dass all deren Gesichter zur Unkenntlichkeit abgeschliffen waren. Unbewusst war ihm hierbei, dass dies Heiligenstatuen waren, die vor nicht allzu langer Zeit erst bewusst unkenntlich gemacht worden waren. Jedoch befanden sich gleich neben ihr auch einige der wichtigsten Gilden, deren Fassaden auch gro? und imposant verziert waren. In der Mitte des Platzes war nun eine Statue zu sehen und daneben ein h?lzernes Podium. Wenzel konnte sich nicht an eine Statue an dieser Stelle erinnern. Soviel er wusste, war hier immer nur ein leerer Steinsockel gewesen. Was er natürlich nicht wissen konnte, war, dass dies einst der Standort einer gro?en Statue von Melgar gewesen war. Dieses neue Monument bildete berittene Krieger ab. ?Das ist die Siegesstatue, die zum heutigen Anlass eingeweiht wird!“, erkl?rte ihm sein Vater begeistert. In dem Areal direkt vor der Kathedrale, die von dem Rest des Platzes abgez?unt war, standen offenbar viele Würdentr?ger herum. Auf den Fahnenmasten wehten einerseits die schwarzen Greifen auf goldenem Grund, was die Flagge des Ordanischen Bundes war, und die blaue Triquetra auf wei?em Grund, welche das Symbol der Alethischen Kirche war.
Die Familie versuchte so weit wie m?glich nach vorne zu kommen, um den Sprecher am Podium h?ren zu k?nnen. Sie mussten nicht lange warten, bis der Vortragende vor die Menschen trat. Es war niemand geringerer als der Bürgermeister dieser Stadt, der ?ehrwürdige“ Anshelm Hagen. Er hielt ein kegelf?rmiges Objekt in einer Hand, das er benutzte, um die Lautst?rke seiner Stimme zumindest ein wenig zu erh?hen. Die Menge wurde leiser und er begann seine Rede. ?Liebe Bürger unserer sch?nen Bundesstadt Meglarsbruck! Ich begrü?e euch alle heute hier, um das Jubil?um unseres gro?en Sieges, im Krieg gegen die Kascharischen Horden zu feiern.“ ….Und so weiter und so fort. Wenzel konnte ohnehin nur die H?lfte von dem h?ren, was er sagte, und ohnehin interessierte es ihn überhaupt nicht, ?was denn unsere Soldaten in fremden L?ndern für Siege errangen“. Aber alle anderen schienen gespannt zuzuh?ren….
? (….) und auch Kascharovar wurde damit Teil unserer V?lkerfamilie, unseres Ordanischen Bundes. Lang lebe K?nig Maximilian!“, proklamierte er nun laut. Die Menge erwiderte: ?Lang lebe der K?nig!“ Doch bevor er seine Rede fortsetzen konnte, war pl?tzlich etwas anderes aus dem Menschengewühl zu h?ren. Einige riefen: ?Preiset die M?rtyrer!“ Daraufhin pausierte der Bürgermeister kurz und es war ein Haufen Geschrei und Aufruhr in der Menschenmasse, was jedoch weiter weg von ihnen zu h?ren. Sogleich setzte der Bürgermeister seine Rede fort. Der Aufruhr schien immer gr??er zu sein schien. Das wurde bald schon von Soldaten niedergeschlagen. Oder zumindest klang es so. Es war ja nicht so, dass Wenzel bei all dem Getümmel sehen konnte, was wirklich vor sich ging. Er stellte sich lediglich die Frage, wen sie denn mit ?die M?rtyrer“ meinten. Eindeutig war es wieder irgendwas Religi?ses.
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Nach der Anspache begann schlie?lich die Parade, auf die alle gewartet hatten. Von der Ferne waren schon, bevor die Rede ganz zu Ende war, Trommeln und Hufeklappern zu h?ren. Die Ritter waren schon auf dem Weg. Und begleitet wurden sie von Fahnentr?gern und dem Klang der Marschmusik. Die Ritter trabten hoch zu Rosse und im Vollharnisch entlang der Paraderoute, welche von Soldaten der Stadtgarnison und deren Helfern auf beiden Seiten freigehalten wurde. Die Mittagssonne strahlte mit voller Kraft herab und reflektierte von den strahlend aufpolierten Rüstungen, die sowohl die Ritter, als auch ihre Pferde trugen. ?In der Aufmache muss es unglaublich hei? sein“, dachte sich Wenzel nur. Die meisten der Ritter hatten ihre Schwerter zu ihrer Linken herabh?ngend, aber manche hatten auch ihre Lanzen mit sich gebracht. über den Rüstungen trugen sie noch zus?tzlich Gew?nder, auf denen Wappen abgebildet waren, die offenbar ihre Orden oder Adelsh?user symbolisierten.
Voll Begeisterung erkl?rte Bertold seinem Sohn Wenzel all das. ?Siehst du die Ritter mit den grünen Hemden und den drei Ketten im Wappen? Das ist der Kettenorden, der die Garnison in Nargyosch stellt und damals in der Schlacht von Linnanek einen entscheidenden Sieg gegen die Horden schlug. Oh, und der da drüben ist ein Ritter vom Hause Duenitz, welche auch bekannt dafür sind in fast allen Schlachten des Bundes mitzuk?mpfen. Die Ritter dort drüben, mit der Axt und dem L?wen im Wappen sind vom Karantischen Orden.“ Wenzel t?uschte gezwungenerma?en Interesse vor, antwortete aber kaum auf irgendwas, das er sagte. Er war durchaus beeindruckt von all dem Pomp, jedoch interessierte er sich nicht sonderlich für die ?Geschichtsstunde“, die ihm sein Vater zu geben versuchte. Er verstand allerdings, dass dies weniger mit Vaters Interesse ihm etwas beizubringen, zu tun hatte, als, dass es dessen Bedürfnis war etwas, das ihn faszinierte, mit anderen zu teilen.
Von überall her war lautes Gejubel der Massen zu h?ren und von den Fenstern und Balkonen mancher H?user wurden Blütenbl?tter auf die Parade heruntergeworfen. Die Paradeteilnehmer winkten im Gegenzug der Menge zu. Die Stimmung konnte Wenzel nicht mitrei?en. Allerdings erwischte er sich selbst dabei immer wieder auf die Schwerter und Lanzen der Vorbeireitenden zu starren. Er fand diese einfach total cool. Insgeheim wünschte er sich auch mit diesen umgehen zu k?nnen.
Als ihm sein Vater schon wieder wegen irgendeinem Ritterorden zupalavern wollte, sprang gottseidank Aurel ein und führte die Unterhaltung, beziehungsweise Lehrstunde, mit seinem Vater fort. Aurel tat dies nicht aus Hilfsbereitschaft seinem Bruder gegenüber, sondern eher, um einen positiven Eindruck bei seinem Vater zu hinterlassen. Schlie?lich neigte sich der Festzug dann langsam seinem Ende zu und sie machten sich wieder auf den Heimweg. Wenzel war heilfroh, dass es vorbei war. Seine Beine war müde und er konnte und wollte sich nichts mehr von all der Politik anh?ren. Vor allem aber hatten seine Kopfschmerzen und Schwindel bereits starke Ausma?e angenommen. Er würde nicht mehr recht viel l?nger ohne den Stein aushalten. Gemeinsam spazierten sie gemütlich über die breiten Alleen, an denen entlang mittlerweile uralte, riesige Linden geplanzt waren, nach Hause.