Bald machte sich Wenzel auf zum Stabschef und zum Obersten Anführer, um die Sache zu kl?ren. Er kam diesmal allein. Die beiden sa?en gerade gemeinsam an einem gro?en Tisch und planten etwas, als sich der Junge zu ihnen begab. ?Es wird diesen Winter definitiv eine Hungernot geben. Die Vorbereitungen, um dies bestm?glich für unsere Rekrutierung und die Ausweitung der T?tigkeiten des Widerstands in anderen Regionen zu nutzen, sind in vollem Gange“, war August am Erl?utern. Theodor nickte ihm zu und machte ein paar Notizen. Dann sprach er: ?Ich habe vollstes Vertrauen, dass du das gut bewerkstelligst. Die Reichsarmee, `tschuldigung, ?Bundesarmee“ hat ihre T?tigkeiten hier im Süden massiv erh?ht. Ich h?re auch, dass der Druck auf die Landesherren der Duenitz weiter erh?ht wurde, mehr K?mpfer bereitzustellen. Das alles wird uns nicht aufhalten, aber ich schlage eine ?Strategie des Wassers“ vor. Immer, wenn der Feind angreift, verflüchtigen wir uns.“ – ?Das leuchtet mir ein.“ – ?Ja. Ich würde sagen, dass wir demn?chst umziehen.“ – ?Da gebe ich dir recht. Ich werde gleich ein paar Sp?her gen Norden ausschicken, um einen geeigneten Ort für das neue Hauptquartier zu finden.“ – ?Norden ist gut. Das erwarten sie nicht.“
?Sowieso müssen wir eine grundlegende Umstrukturierung der Kr?fte vornehmen. Das hat den Grund, dass wir einen viel gr??eren Zuflauf an K?mpfern erwarten, aber auch generell, dass mit der Rückkehr des Erkorenen nun eine tats?chliche Heeresstruktur, also eine, die das jetzige feindliche Heer abl?sen kann, aufgebaut werden muss“, führte August weiter aus. Theodor entgegnete: ?Und du kannst das?“- ?Definitiv. Es ist halt viel Aufwand, aber was sein muss, muss sein.“ – ?Okay. Ich m?chte aber, dass die kleinere, professionellere Struktur der M?rtyrerbrigaden erhalten bleibt. Was ich bevorzugen würde, w?re, wenn wir die besser Trainierten bei den M?rtyrern aufnehmen, die breitere Masse aber in einer anderen Art und Weise organisieren.“ August schaute ihn an und überlegte einen Moment. Dann kam von ihm als Antwort: ?Ich denke, dass das m?glich ist. Wir k?nnten die zweite Organisation dann ?Volksheer“, oder so ?hnlich nennen. Das würde implizieren, dass das Volk auf unserer Seite ist.“ – ?Sehr gute Idee.“ – ?Alles klar. Also ich mache das und ich werde die R?nge in den M?rtyrerbrigaden umbenennen, sodass sie offizieller klingen als bisher.“
Theodor erwiderte: ?Vielleicht benennen wir sie einfach nach den jetzigen Heeresr?ngen in der sogenannten Bundesarmee. Die haben ihre R?nge sowieso auch nur von der alten Reichsarmee übernommen. Wir zeigen damit, dass wir die wahre Reichsarmee sind. Immerhin haben wir ja auch den Erkorenen auf unserer Seite.“ – ?Das leuchtet mir ein. Ja, machen wir das“, entgegnete der Stabschef. ?Das hei?t, dass du dann künftig der Feldmarschall bist.“ – ?Ist in Ordnung. Begriffe sind mir nicht wichtig. Was z?hlt sind Ergebnisse“, stellte der künftige Feldmarschall fest.
Pl?tzlich stand Wenzel vor ihnen. ?Theodor, August, h?ttet ihr mal kurz Zeit? Es g?be da etwas, das ich mit euch besprechen m?chte. ALLEIN, wenn’s m?glich ist.“ Die beiden blickten sich an. ?Sicher, wir sind ohnehin mit den wichtigsten Dingen schon fertig“, antwortete der Anführer. Der Stabschef war schnell einen Blick neben und hinter sich, um sich zu versichern, dass auch ja niemand zu nahe bei ihnen war, um sie belauschen zu k?nnen. Die Luft war rein. Danach sprach er: ?Also was gibt’s?“
?Im Lager sind in letzter Zeit viele Gerüchte umgegangen, dass ihr-wisst-schon-wer zurückgekehrt und unter uns ist.“ Der Bursche wurde nun sehr leise und kam nahe an die beiden heran. ?Die M?nner haben schon eine starke Vermutung, dass ich es bin. Es wird sicher nicht mehr lange dauern, bis mich wer pers?nlich fragt. Und soll ich es dann einfach leugnen? Ich denke nicht, dass mir das jemand glauben würde. Im Grunde ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Sache Allgemeinwissen hier ist.“ August machte ein nachdenkliches Gesicht. Theodor hingegen, lie? keine Emotion erkennen. ?Die Sache kann nicht so bleiben. Was soll ich machen?“, richtete er sich an die zwei.
?Du machst gar nichts“, erwiderte Theodor da. August schaute ihn da überrascht an, doch dieser erkl?rte es ihm und Wenzel: ?Es wird Zeit es unseren M?nnern offenzulegen. Die Angelegenheit weiter geheim zu halten, hat wenig Sinn. Ganz im Gegenteil, je mehr sich die Nachricht verbreitet, dass ein neuer Erkorener erschienen ist, desto gr??er wird der Zulauf zu uns sein. Das wird unserer künftigen Strategie in die H?nde spielen.“ Etwas angeschnauzt entgegnete der Stabschef aber: ?Die Sache, also die neue Armeestruktur ist aber noch nicht geschaffen. Wir müssen erst…“ – Der Anführer unterbrach ihn: ?Ich h?tte auch noch ein wenig damit warten wollen. Okay, sagen wir in zwei Wochen kl?ren wir die Truppen auf.“ - ?Zwei Wochen? Ich ….Das ist ein sehr enger Zeitplan!“, beschwerte sich August, der sich übergangen vorkam. Theodor aber antwortete nur: ?Die Sache wird schon gehen, Kollege. Ich habe volles Vertrauen, dass du das schaffst!“
Der Stabscheft schnaufte entnervt, doch widersetzte sich nicht. Damit war es beschlossen. Wenzels Identit?t würde enthüllt werden, zumindest den M?rtyrern gegenüber. Des Weiteren würden sie die folgende Woche umziehen. Dies bedeutete, dass alles und alle im Lager zusammengepackt wurden und an einen neuen Ort wanderten, um nicht entdeckt zu werden. Dies war ein Riesenaufwand, aber notwendig. Von den Limesischen Bergen zogen sie Richtung Norden und in die Karantischen W?lder. Diese waren das gr??te zusammenh?ngende Waldgebiet auf dem Kontinent. Und das merkte der Junge auch, als sie es betraten und dann tagelang nur durch dichte W?lder zogen. Die Truppe hatte sich au?erdem in mehrere Gruppen aufgeteilt, um weniger aufzufallen. Ein gro?er Treck, der sich gemeinsam wohin begab, w?re definitiv viel zu auff?llig gewesen.
Schlie?lich kamen sie in einem Dorf tief in den W?ldern an. Aus einem Haufen verfallener Ruinen wuchsen mittlerweile allerlei B?ume und Str?ucher, ein Hinweis darauf, dass dieser Ort schon l?nger verlassen war. Obgleich sie nicht den Grund ausmachen konnten, weswegen diese Ortschaft zur Geistersstadt wurde, so war sie doch sehr gut geeignet für die Zwecke der M?rtyrerbrigaden. Abseits von der Zivilisation würde sie hier wohl kaum jemand finden und ihre Sabotagetrupps konnten von hier aus unbemerkt bis ins Herz des Landes vordringen. Dennoch waren manche ihrer Truppen in kleineren Verb?nden im Süden geblieben und würden dort weiterhin aktiv sein. Die n?chste Phase des Konfliktes hatte begonnen.
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Ebenso waren die Truppen nun endlich informiert darüber, wer der Erkorene unter ihnen war. Von diesem Tag an waren sie Wenzel mit gro?em Respekt und Abstand entgegengekommen. Aus seiner Sicht war es ein vollkommen übertriebenes Verhalten, doch er musste es akzeptieren. Sich st?ndig dagegen zu wehren, würde gewisserma?en die Moral der Truppen unterwandern und vor allem würde es nichts nutzen. Von den Unterhaltungen, die der junge Mann bisher mit ihnen gehabt hatte, hatte er verstehen gelernt, dass sie hoffnungslos ideologisiert waren. Ein Kampf gegen Windmühlen war nicht sein Lebensziel.
Nun konnte er aber die Einübung seiner Magie offen praktizieren, ohne sich verstecken zu müssen. Dabei hatte er jetzt ein paar Zuschauer, aber zum Glück hatten die meisten zu viel zu tun, um ihn zu beobachten. Nach wie vor war nichts von dem, was er mit Zauberei konnte, sonderlich beeindruckend. Er konnte zwar mittlerweile ganze Baumst?mme oder Felsen schweben lassen und selbstverst?ndlich konnte er fliegen, aber all das war nicht wirklich spektakul?r, obwohl es natürlich dennoch besonders war. Der Respekt, den die anderen nun vor ihm hatten, begann ihn aber etwas zu isolieren. Jedoch nicht allzu sehr, da Isidor und Brahm einen gro?en Teil eines jeden Tages mit ihm verbrachten und mit ihm trainierten. Beide waren nun sehr gute Freunde von Wenzel geworden.
Brahm war immer knallhart, was das Training anbelangte, doch er war ein ehrlicher, lebensfroher und zu jedem Spa? aufgelegter Kerl. Immer wieder schob er Witze, um die Stimmung aufzuheitern oder, weil es ihm einfach gerade einfiel. Isidor war anders. Er war recht gespr?chig und wollte immer mehr über Wenzel und sein Leben erfahren. Selbiges tat er auch Brahm gegenüber, mit dem er sich hervorragend verstand, doch dieser wollte nicht recht viel über seine Vergangenheit sprechen, genauso wenig, wie es Wenzel wollte. Viele weitere Wochen verstrichen auf diese Weise, also haupts?chlich Training für Wenzel, w?hrend sich die M?rtyrerbrigaden reorganisierten und gleichzeitig einen Kampf aus den Schatten mit dem K?nigreich führten. Ach, ja, eine Sache noch! Theodor war nun der Feldmarschall und nicht mehr der ?Anführer“. Was das ganz konkret ?nderte, wusste Wenzel allerdings nicht. Eines sch?nen Tages hatten ihn August und Theodor einfach gefragt, ob er damit einverstanden sei, dass sie sich die ?offizielle“ Armee des Reiches nennen durften. Der Erkorene sollte nur der Formalit?t halber zustimmen, was er natürlich tat. Was h?tte er denn sonst sagen sollen?
In dem kleinen Dorf, dessen ehemaligen Namen die Zeit verschluckt hatte, bauten sie nun ihr Lager. Es war kein Zeltlager mehr, sondern sie adaptierten die überreste der H?user, also bauten diese wieder auf und zogen in diese ein. Das Hauptquartier war nun eine vollwertige Basis. Und Wenzel bekam sein eigenes Haus! Es war zwar recht klein, aber der Junge hatte darauf bestanden, dass es m?glichst klein sein sollte. Er brauchte keinen Luxus. In seiner pers?nlichen Vorstellung war er nun einer von ihnen und das, obwohl er bei vielen Dingen nicht mit ihnen übereinstimmte und er von diesen in den Himmel gehoben wurde. Die Zeit blieb nicht stehen.
Einige weitere Zeit verging. Es war ein weiterer Morgen wie jeder andere. Wenzel war mal wieder beim Schwertkampftraining. Ihm gegenüber stand Isidor als sein Herausforderer. Es war ein eiskalter Tag. Die restlichen gelben Bl?tter, die noch an den B?umen hingen, würden nun auch noch herunterfallen, sodass demn?chst alles kahl sein würde und der Winter hereingebrochen war. Mit konzentriertem Blick schaute Wenzel auf sein Gegenüber. Mit jedem Ausatmen formten sich kleine Rauchschwaden vor ihm. Sein Schwert hatte er über den Kopf erhoben und nach vorne gerichtet. Alles ringsum war still und die Spannung lag f?rmlich in der Luft.
Dann stie? der Junge auf einmal nach vorne in Richtung der ?ffnung, die er glaubte, entdeckt zu haben. Doch Isidor wich zurück und nutzte die Distanz, um selbst zu einem Angriff auszuholen. Wenzel konnte gerade noch so sein Schwert in die richtige Stellung bringen, um den Gegenangriff, der blitzschnell erfolgte, abzuwehren. Beide tauschten ein paar Hiebe aus und schienen immerzu nach rechts auszuweichen, drehten sich also insgesamt, fast schon wie in einem Tanz. Das Metall stie? aneinander: ?Klirr!“ Ach, ja! Sie benutzten mittlerweile echte Schwerter! Schlie?lich holte August zu einem gro?en Schlag von oben aus, doch Wenzel erkannte das früh genug und zischte schnell mit einem Sto? dazwischen. Treffer! Er hatte Isidor an der Schulter erwischt. ?Aus!“, schrie Brahm in dem Moment. Die beiden senkten ihre Waffen, woraufhin der Schiedsrichter die Wunde Isidors inspizierte. Sie war nur oberfl?chlich und nichts Wildes, zum Glück.
Beide seiner Freunde gratulierten Wenzel. ?Du hast dich mittlerweile wirklich gut gemausert, Junge!“, kam es von Brahm. ?Aber wei?t du, was du am Anfang falsch gemacht hast?“ – ?Nein“, entgegnete er. ?Du hast ?Ochs“ als Grundposition eingenommen, wobei ?Pflug“ viel besser geeignet gewesen w?re. Wei?t du noch, was ?Pflug“ ist?“ Der Bursche starrte ihm mit leerem Blick an. Brahm hatte verstanden. ?Also, du h?ltst das Schwert in Hüfth?he, nah am K?rper“, erkl?rte der Mann, w?hrend er es mit seinem Schwert vorzeigte. ?Diese Position ist für einen Sto?angriff gut geeignet, genau das, was du machen wolltest. ?Ochs“ ist hier nicht sehr klug als Ausgangsposition.“ – ?Okay“, kam es kurz zurück. ?Ansonsten klappt es aber schon halbwegs. Dein Parieren ist gut und du wei?t, wann es klüger ist einen Schritt zurückzumachen und um den Gegner herum zu man?vrieren.“ Wenzel war total erfreut über dieses Lob. Er wusste, dass Brahm ihn niemals grundlos lobte. Auch Isidor best?tigte den deutlichen Fortschritt, den er wieder gemacht hatte. Den restlichen Tag würden sie dann noch den Speerkampf üben, wobei diesmal Brahm die Rolle des Kampfpartners übernahm.