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020.3 Fragen und Antworten (Teil 3)

  Durch die weiten G?nge des Palastes hallten nun laut die Schritte einer Dame, die diese durchschritt. Sie trug St?ckelschuhe und ein sehr teures, bauschiges und auffallendes Kleid. Dadurch erregte Petra natürlich sogleich die Aufmerksamkeit einiger Wachen, die gerade auf der Seite zusammenstanden und miteinander etwas besprachen. Als ihr dies auffiel, musste sie partout stehenbleiben und fauchte diese an: ?Habt ihr nichts Besseres zu tun, als hier herumzulungern?“ Dann betrachtete sie die Uniformen der M?nner, welche rotwei?e Karomuster hatten und darüber auf den Tuniken das Sonnenwappen des Reiches abbildeten. Diese hatte sie noch nie gesehen und vermerkte daher zynisch: ?Ihr wollt wohl Karriere beim Zirkus machen! Viel Spa? dabei!“ Dann drehte sie ihnen den Rücken zu und ging wieder ihres Weges. Einer der Soldaten, wollte schon fast etwas sagen, doch sein Kollege hielt ihn an der Schulter und signalisierte ihm, dass er es lieber sein lassen sollte. Klugerweise sahen sie keinen Sinn dahinter, ihr zu erkl?ren, dass dies die Uniformen der neuen Kaisergarde waren.

  Danach schlenderte sie in das Büro ihres Ehemannes. August war, wie immer damit besch?ftigt einen Haufen Administratives zu erledigen. Petra stützte sich am Tisch ab und lehnte sich über ihn. Der Mann erschreckte sich kurz, da er so in seine Arbeit vertieft war, dass er die Dame gar nicht hereinkommen geh?rt hatte. Dann wich sie wieder ein wenig zurück und drehte sich einmal im Kreis, ihr Kleidungsstück herzeigend. ?Und, was h?ltst du davon? Schick, oder?“ – ?Ja, du siehst wundersch?n darin aus, meine Liebe“, belobigte er ihr Aussehen. Er unterbrach seine T?tigkeit nicht, sondern richtete seinen Blick sogleich wieder auf die Dokumente, die vor ihm lagen. Daraufhin zog Petra eine Grimasse der Missgunst. Sie stellte sich vor ihn und sagte ihrem Mann: ?Ich wei?, dass viel zu erledigen ist, aber in letzter Zeit hast du fast gar keine Zeit mehr. Wie lange wirst du noch brauchen?“ Der Stabschef entgegnete, ohne sich von der Arbeit abzuwenden: ?Ich habe so viele Anordnungen heute noch auszugeben. Ich wei? gar nicht, wann ich fertig sein werde.“

  Als er dann aber aufblickte und den scharfen Blick in den Augen seiner Liebsten sah, verstand er die Sachlage. ?Ich werde schauen, dass ich es so schnell wie m?glich noch fertigbringe.“ – ?M?glichst vor heute Abend, wenn’s geht!“, schaffte seine Partnerin ihm an. Dann lehnte sie sich aber hinüber und lugte auch schnell auf das, was er gerade verfasste. ?Was machst du denn, das so gro?en Aufwandes bedarf?“ – ?Vieles“, antwortete August. ?Ich muss die übernahme aller Besitztümer der selbsternannten ?Alethischen Kirche“ durch die ?Teleiotische Kommune“, also die Altgl?ubigen, organisieren und abwickeln. Und dann ist da noch die Angelegenheit, der Zeemark, deren Eliten sich uns formell ergeben haben. Ich muss hier ein ?u?erst heikles Spiel spielen, um sie in Sicherheit zu wiegen.“ Die Dame warf ihm einen skeptischen Blick zu und fragte: ?Die haben doch das alte Regime all die Jahre auch unterstützt. K?nnen wir denen wirklich trauen?“ – ?Nein k?nnen wir nicht! Darum will ich sie, wie gesagt, vorerst in Sicherheit wiegen, damit ich sie in absehbarer Zeit ?ersetzen“ kann. Ich kenn da schon meine Methoden, um das zu erreichen.“ August war ein durchtriebener Mann und seine Frau unterstütze ihn dabei in vollem Ausma?. Auch sie war der Meinung, dass diese Leute bezahlen mussten.

  Unterdessen war Wenzel mit etwas anderem besch?ftigt. In komplett neuen Roben gekleidet, durchschritt er nun den Palast, um sich auf ein vorausgemachtes Treffen in einem der vielen Gespr?chss?le zu begeben. Seine Kleidung war auch in rot und wei? gehalten, hatte aber kein Karomuster. Des Weiteren trug er nun einen purpurnen Umhang, auf dem ein neues Wappen zu sehen war. Dieses bildete auf wei?em Hintergrund zwei H?nde ab, die mit bittenden Handfl?chen nach oben zeigten und die zerbrochene Ketten an den Handgelenken hatten. Oberhalb davon, also im Zentrum, war der rote Seelenstein und eine darüber prangende Sonne in Gold. Das war das neue Kaiserwappen. Er betrat einen der R?ume, welcher eine übermenschlich gro?e Türe hatte. Darin sa?en drei Gestalten, deren Hand- und Fu?gelenke immer noch in Ketten waren. Auf sie passten die gleiche Anzahl an Garden auf. ?Guten Tag!“, ?u?erte Wenzel, als er eintrat und die Türe hinter sich schloss. Dann ging er zu seinem Sessel. Doch bevor er sich gegenüber diesen hinsetzen konnte, betrachtete er die in etwas zerrissenen Roben von Geistlichen gekleideten M?nner. Erst dann nahm er Platz.

  Der Herr in der Mitte adressierte ihn nun: ?Mein Herr, was wünscht ihr uns zu sprechen?“ – ?Was denkt ihr?“, kam es zurück. Der Mann überlegte kurz und sagte dann: ?Ich m?chte hiermit inst?ndigst um Ihre Vergebung bitten! Die Inquisition war eine Institution zur Bewahrung der Macht der Dynastie. Wir hatten keine Wahl als deren Befehlen zu gehorchen.“ Starr blickte der Erkorene auf die Tischplatte vor ihm. Dann erwiderte er: ?Wir wissen beide, dass das nicht stimmt. Aber vergessen wir mal die Sache mit der Vergebung. Das ist sowieso eine Angelegenheit Gottes und nicht meine. Was mich interessiert ist Folgendes: Wer hat die Inquisition wirklich ursprünglich ins Leben gerufen?“ Der ?ltere Herr schluckte kurz und antwortete dann: ?Dies war der erste Kaiser, Melgar, oder ?der Erkorene“, wie viele ihn auch nennen.“ Dies machte Wenzel überaus grimmig und alle anderen konnten ihm das sofort ansehen. ?Die hinterlistige Cornel hatte also doch die Wahrheit gesagt!“, ging es dem Burschen jetzt durch den Kopf. Den drei Individuen vor ihm wurde da etwas bange, da ihnen nicht bewusst war, dass Wenzel sie nur befragte, um Informationen zu erhalten, nicht um sie für irgendetwas zu bestrafen, wie sie vermuteten.

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  Der junge Mann war erzürnt. Der Patriarch der Altgl?ubigen, Elias II. nannte er sich, hatte ihn belogen! Damals hatte er ihm glauben gemacht, dass Wenzel tats?chlich der einzige Magier auf der Welt sei und, dass die Hexenverfolgungen durch das Regime nur der Beseitigung ihrer Kritiker und Feinde dienten. Dem war wohl doch nicht ganz so. Nun stellte sich ihm aber noch eine Frage. ?Wie viele Zauberer werden tats?chlich in Ordanien geboren? Als in dieser Operation involvierte, müsst ihr doch irgendeine Ahnung davon haben. Oder etwa nicht?“ Zuerst schauten sich die M?nner gegenseitig an. Der Bursche dachte schon, dass sie es ihm nicht verraten wollten, doch dann erhob ihr Sprecher wieder seine Stimme: ?Ich kann es nicht genau sagen. So gut wie keine, soviel steht fest. Aber eben nicht g?nzlich keine. Ich würde sagen ….einer von 10 Millionen…vielleicht. Ich wei? es wirklich nicht genau.“ – ?Ist schon in Ordnung“, entgegnete Wenzel. Er hatte in Erfahrung gebracht, was er wissen wollte. Er war nicht der einzige ?Hexer“ auf der ganzen Welt. Das wusste er jetzt. Nach dem Verh?r lie? er die M?nner wieder wegsperren. Sie waren dennoch voll Hass ihm und allen Andersdenkenden gegenüber. Es war besser, wenn sie für ihre Verbrechen einsa?en.

  Die folgende Nacht hatte der Erkorene wieder ?lebhafte“ Tr?ume, das erste Mal seit l?ngerer Zeit. Federleicht schwebte er in der Luft herum. Als er sich umschaute, sah er lauter schwarze Scherben um sich. Auch hinter ihm waren sie, als er sich umdrehte. Ein weites Scherbenmeer befand überall um ihn, gleich wohin er blickte. Als er das sah, braute sich ein übles Gefühl in ihm zusammen. Dann vernahm er wie auf ein paar Scherben, die so hoch wie Geb?ude waren, purpurne Fetzen hingen. Sie erinnerten Wenzel an seinen Umhang, weshalb er zu diesen heranflog. Bevor er es aber genauer betrachten konnte, erfasste ein Windsto? das Stück Stoff und wehte es hinfort. In diesem Moment wurden die Scherben pl?tzlich zu Stein. Ziegel und Pflastersteine, Holzbalken, St?be Werkzeuge, M?bel und andere Dinge waren urpl?tzlich überall verstreut umherliegend. Der Magier stand inmitten von H?userruinen. Jetzt wusste er wieder, wo er war. Oh, nein!

  Die Schreie und das Wimmern war wie letztes Mal in dieser Vision zu h?ren. Er versuchte woanders hinzugehen, doch trat mit dem linken Fu? wieder in eine Lache. Als er in diese hineinschaute, sah er die Reflexion seines Gesichtes darin. Nicht nur war er ?lter, nein, er hatte schneewei?es Haar. ?Ein alter Knacker!“, dachte er sich da. Folglich ignorierte er all die Zerst?rung um ihn herum und lief sogleich in die Richtung, die er auch das letzte Mal eingeschlagen hatte. Zwischen Trümmern hindurchlaufend und über Schutthaufen kletternd, schreckte er die Kr?hen auf, als er an diesen vorbeieilte. Er stie? wieder auf die umgefallene, monumentale S?ule und sprang sogleich mithilfe seiner Magie über diese, indem er sich etwas durch die Luft schweben lie?. Von hier warf er seinen Blick Richtung Stadtzentrum. Es war erneut dasselbe Bild, das sich ihm bot: Der Turm der gro?en Verkündigungskathedrale war in sich zusammengebrochen. Ringsum brannten alle m?glichen Geb?ude. Was dann das letzte Mal darauf gefolgt war, konnte er sich nicht mehr erinnern. Da half ihm dann die Vision auf die Sprünge und er begann eine unbekannte Stimme in seinen Gedanken zu h?ren:

  ?Du bist also hier, alter Mann. Gef?llt dir mein Werk?“

  Wenzel versuchte zu antworten, doch keine Worte verlie?en seinen Mund. Dann endete der Traum abrupt und der Bursche schreckte aus dem Traum mit einem Schrei auf. Er keuchte wie wild und war komplett verschwitzt. In dem Moment ?ffnete eine Wache die Türe und fragte ihn, ob auch alles in Ordnung mit ihm sei. Der Zauberer best?tigte und meinte: ?Ich hatte nur einen Alptraum. Kein Grund zur Sorge.“ Doch das war eine Lüge. Die Tatsache, dass Wenzel immer noch diese Prophezeiung bekam, war durchaus Grund zur Sorge, auch wenn sie wohl erst eintreffen würde, wenn er ein alter Mann war.

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