?Das wird nichts zwischen uns ?ndern, h?rst du! Ich werde dich immer lieben“, war nun eine zarte weibliche Stimme zu vernehmen. Es war Irnfrid, welche nun h?ndehaltend mit ihrem Mann zusammensa?. Sie waren auf einem Diwan, welcher in einem der opulent m?blierten Privatr?ume, des Kaiserpalastes stand und von der früheren Elite des Landes einst benutzt worden war. In der gro?en R?umlichkeit mit hoher, reich verzierter Decke, standen allerlei Luxusgüter herum, mit denen die beiden, die arm aufgewachsen waren, nicht einmal wussten, was sie tun sollten. Theodors Blick fiel betrübt auf den feinen Holzboden. Er erwiderte: ?Das wei? ich. Und ich liebe dich auch.“ Dann gab er ihr einen Kuss. Sein Ausdruck und seine Stimmung blieben aber weiterhin mies. Daher versuchte ihn die hochschwangere Irnfrid aufzuheitern:
?Trübsal blasen ist nun auch keine L?sung! Du hast Weltbewegendes geschafft und niemand kann dir das jemals wegnehmen. Au?erdem gibt es Grund zur Freude. Unser erstes Kind wird bald zur Welt kommen. Hast du dir schon einen Namen überlegt?“ Ohne lange zu nachzudenken antwortete der Mann, der aber immer noch L?cher in den Boden starrte: ?Alexander.“ – ?Das ist ein sch?ner Name. Ich pers?nlich h?tte ja die Idee gehabt ihn Markus zu taufen. Und wenn es M?dchen w?re, Marzia“, meinte Irnfrid. Kurz entgegnete Theodor: ?Nein. Alexander.“ Er diskutierte nicht. Somit würde der Name des Kindes Alexander sein. Er dachte noch nicht einmal daran, dass es ein M?dchen werden k?nnte. Seine Frau fühlte, wie aufgewühlt ihr Ehemann war und lie? es derweil sein. Seine wirklich üble Laune und Bitterkeit bereitete ihr allerdings weiterhin Sorge. Für den Feldmarschall war der Verlust seiner Hand mit dem Verlust seiner Ehre gleichzusetzen. Zwar sahen dies die anderen nicht so, doch steckten immer noch die alten Vorstellungen, die er in seiner Jugend in Kascharovar vermittelt bekam, tief in ihm, an einem Ort, wo ihn niemand erreichen konnte.
Er wollte der Welt, aber vor allem sich selbst, auch wenn es ihm nicht bewusst war, beweisen, dass er immer noch ?würdig“ war. Er würde sich auf dem Feldzug gegen Camenia als immer noch f?hig erweisen. Somit arbeitete er nun mit Hochdruck daran demn?chst wieder Richtung Süden mit dem Heer zu ziehen. Eine Sache verschob dessen Abfahrt aber um einen Tag. Was war dies? Die Geburt seines Kindes! Pl?tzlich, so als ob es ein h?herer Wille war begannen bei Irnfrid die Wehen einzusetzen, und zwar an genau dem Tag, an dem Theodor abreisen wollte. Somit blieb er noch hier und leistete seiner Liebsten Beistand. Alles verlief gut, und ein gesunder Alexander erblickte das Licht der Welt.
W?hrend all dies vor sich ging, gab es auf anderer Seite ganz andere Entwicklungen. So wie es die Informanten vorausgesagt hatten, ereignete sich ein Coup in der Zeemark und diejenigen, die die Macht übernahmen waren mehr interessiert daran die eigene Haut zu retten, als einen ideologisch motivierten Krieg zu führen, den sie dem Anschein nach nicht gewinnen konnten. Auch sie boten bald schon dem Heiligen Ordanischen Reich ihre Unterordnung an. Dann, eines sch?nen Tages ritt pl?tzlich eine Kompanie beim Palast in Meglarsbruck vor. Es waren die Haustruppen der Duenitz und sie hatten einen Gefangenen mitgebracht. Dieser war niemand anderer als Lucius, der Sohn der ehemaligen Usurpatorin. Sie wurden sogleich zu August geleitet. Dieser war dann sehr erfreut, über die Nachrichten, die er von diesen erhielt. ?Ich grü?e Sie, Herr Stabschef! Ich h?re auf Roderico und bin Vasall des Fürsten von Duenitz. Ich bringe frohe Kunde, dass die Thronr?uberin Gabriela Cornel von unsren M?nnern erschlagen wurde. Wir haben sie auf der Flucht in den Süden abgefangen. Wenn er den Leichnam begutachten m?chte, so sei der Herr dazu eingeladen.“ – ?Ja, das werde ich sicher tun.“ Dann blickte er den gefesselten Jungen an. ?Und wer ist er dann?“ – ?Er ist ihr Sohn, Lucius Cornel. Er leistete keinen Widerstand. Ich erfrage hiermit von Ihnen, was ich mit ihm machen soll.“ – ?übergeben sie ihn unseren Wachen hier. Wir werden dann entscheiden, was mit ihm geschieht.“ – ?Wie Sie wünschen.“
Als Wenzel dann von ihrem neuen Gefangenen erfuhr, war er interessiert daran den Jungen kennenzulernen. Sein Gedanke war, dass niemand für das bezahlen sollte, was seine Eltern getan haben. Somit begab er sich in das kleine Verlies, das es anscheinend im weitl?ufigen Keller des Palastes gab.
Es war dunkel, kalt und feucht. Unter diesen Zust?nden würde er sicher bald krank werden. Das Kind fürchtete sich sehr. ?Was werden diese Leute jetzt mit mir machen?“, ging es ihm durch den Kopf. Allein schon die ersten Gedanken, die ihm dazu kamen, lie?en ihn vor Furcht zaudern. Seine Mutter hatte ihm ja schon oft erz?hlt, wie b?se diese Menschen waren. Und sie haben es auch zum Besten gegeben, als sie seine geliebte Mutter vor seinen Augen erschlugen. Die Bilder geisterten immer noch durch den Kopf des Jungen, als pl?tzlich das Knarzen der Holztüre ihn aufschreckte. In die Zelle spazierte ein junger Mann herein, dem ein paar Bartstoppel aus dem Gesicht standen. ?Bist du Lucius?“, fragte ihn dieser nun. Der Bursche antwortete nicht, sondern schob sich ein wenig weiter in die Ecke seiner Zelle. Dies tat er nicht, weil er Angst hatte, obwohl das natürlich auch stimmte, sondern weil er sich genau über einem bestimmten Stein im Boden platzieren wollte. Unter diesem hatte er seinen Ring versteckt, den Siegelring des alten K?nigs. Er hatte ihn noch hereinschmuggeln k?nnen. Vielleicht war er sogar sein Ticket zur Freiheit, wenn er lernen k?nnte, wie man ihn benutzte.
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Wenzel reagierte nun auf dessen Verhalten, indem er sagte: ?Du brauchst dich nicht vor mir fürchten. Ich bin nicht hier, um dir etwas B?ses zu tun. Ich will nur mit dir reden.“ Der Kleine warf ihm einen ungl?ubigen Blick entgegen, ?u?erte sich aber nicht. Der Zauberer setzte sich dann neben ihm auf den Boden. ?Hallo, ich bin Wenzel. Wie ist dein Name?“, begann er die Unterhaltung. ?Lucius“, kam es leise zurück. Als er realisierte, was Wenzel gerade gesagt hatte, sprach er aber dann: ?Der Hexer?“ – ?Ja. Wenn du es so nennen willst….Aber ich bin kein b?ser Mensch.“ Nerv?s be?ugte ihn der Junge nun wieder. Dann machte er den berechtigten Einwurf: ?Warum sollte ich euch glauben, besonders nach all dem, was ihr getan habt?“ Wenzel nickte und meinte: ?Ja, das stimmt. Die Sache wegen deiner Mutter tut mir leid. Das war eigentlich auch nicht beabsichtigt.“ Der Magier behauptete nun Dinge, von denen er nicht wusste, ob sie tats?chlich stimmten. ?Aber deine Mutter war auch nicht gerade eine Heilige.“ Es kam keine Antwort. ?So viele unschuldige Menschen sind ihretwegen ermordet worden. Denkst du nicht, dass das auch schlecht ist?“ Der Kleine gab immer noch keine Reaktion.
Nach einigen Momenten der Stille erwiderte er aber: ?Ja, anderen B?ses zu tun ist schlecht. Und ich habe auch nie Mamas…..Frau Mutters seltsame D?monenverehrung, oder was das war, verstanden oder gut gefunden.“ Diese Aussage weckte nun das Interesse des Erkorenen, doch er wusste nicht, wie er hier nachbohren konnte, ohne den falschen Eindruck zu machen. Er war nicht versiert im cleveren Umgang mit Menschen. Schlie?lich fragte ihn Wenzel: ?Denkst du, dass es gerechtfertigt ist, andere zu vernichten, nur um die eigenen Ziele zu erreichen?“ Sein Gespr?chspartner überlegte nicht lange und antwortete: ?Nein, glaub ich nicht.“ Damit war Wenzel schon zufrieden. Er stand auf und teilte dem Gefangenen mit: ?Ich werde zusehen, dass man dein Leben verschont. Ich glaube nicht, dass du im Herzen b?se bist. Ich glaube aber auch nicht, dass ich deine Freilassung erwirken kann.“ Lucius verblieb stumm. Er bedankte sich nicht. Nachdem die Zelltüre wieder geschlossen und er alleine war, würde er weiter vergeblich an seiner Flucht arbeiten. Der Junge hatte keinen Grund bekommen seine Meinung gegenüber diesen diabolischen Hexern zu ?ndern. Wenzel wiederum dachte sich, dass sie nun quitt w?ren. Sie hatten ihm seine Eltern genommen und die M?rtyrer hatten im Gegenzug Lucius Mutter von ihm genommen. Der einzige Unterschied war, das Wenzel auf der Seite der Sieger stand.
Danach machte er sich gleich auf zu Brahm und Ferenc. Zu dritt traten sie dann an August heran, wobei Brahm das Wort übernahm, um dem etwas zu feigen Wenzel zu helfen. Sie hatten zwei Anliegen: Das Verschonen von Lucius und die Aufstockung der Anzahl an Leibw?chtern für den künftigen Kaiser. Bei beidem zierte sich der Stabschef, wurde aber derartig von Brahm unter Druck gesetzt, dass er schlie?lich nachgab. Hinterher war der Magier heilfroh, dass er dies nicht selbst tun hatte müssen. Somit gingen sie schnurstracks zu Theodor und teilten ihm mit, dass Wenzel eine Reihe an neuen Leibw?chtern brauchte. Dieser ging mit ihnen zu einem Regiment der M?rtyrerbrigaden und fragte einfach direkt nach, wer von ihnen sich freiwillig für einen solchen Dienst meldete. Da es eine wesentlich ruhigere und ungef?hrlichere Arbeit war ein Bodyguard zu sein, als aufs Schlachtfeld zu ziehen, meldeten sich sogleich eine riesige Menge an M?nnern.
Sie wurden aufgefordert den Dreien zu folgen und sich dann vor einer Tür anzustellen, wobei sie einzeln dort zum ?Vorstellungsgespr?ch“ eingelassen wurden. Es war aber überhaupt kein Vorstellungsgespr?ch. Wenzel setzte sich neben diese und schaute in deren Gedanken und Vergangenheit, um herauszufinden, ob sie auch loyal waren und ihn nicht hintergehen würden. Dieses Auswahlverfahren war sehr anstrengend und nahm mehrere Tage in Anspruch. Am Ende akzeptierte der Erkorene nur einhundert der treuesten und vertrauenswürdigsten M?nner. Diese würden von nun an eine neue Einheit formen, welche einzig Wenzel unterstellt war: Die Kaisergarde. Zu diesem Zweck wurden nun auch neue Uniformen für die Garde, sowie neue Kleider für Wenzel mit einem eigenen Wappen in Auftrag gegeben. Der Mangel an Schutz für den jungen Mann war nun endgültig Geschichte.