Einst existierte ein Volk ganz im Süden von Kaphkos, welches Tag aus Tag ein unter der stechenden Sonne schmachtete. Deren hei?e Strahlen waren einen riesigen Teil eines jeden Tages auf dessen H?upter fallend und seine ganze Existenz richtete sich nach der Sonne. Somit ist es nicht verwunderlich, dass dieses, in der Geschichtsschreibung verloren gegangene Volk, die Sonne als Manifestation Gottes sah. Sie war immer da, spendete W?rme und Leben, doch ebenso brachte sie Mühsal und Tribulation. Dieses Volk begann die Sonne selbst als Gott zu verehren und brachte ihr Opfer auf Alt?ren. Sie war ihr einer und einziger Gott. Diese Praktiken sind nun schon lange vergangen, gleich dem Volke, dass sie ausübte. Das Symbol der Sonne für den einzig wahren Gott ist allerdings geblieben. Das Camenische Volk würde es übernehmen und sp?ter zum Symbol ihres allm?chtigen Gottes im Teleiotismus machen. Dieser Monotheismus würde dann alles ver?ndern. Das Alte hinwegfegen und daraus eine neue Welt erschaffen. Ein Sonnenkult w?re wohl Blasphemie für die V?lker von heute. Solche Ausgeburten des Irrglaubens waren durch den Emporstieg des Teleiotismus bald verschwunden und an deren Stelle rückte etwas anderes. Denn dem Teleiotismus würde eines entspringen, das es nie zuvor gegeben hatte: Die Inkarnation von Gottes Willen auf Erden. Ein ?Erkorener“.
Es war finsterste Nacht. Ein überaus gro?er Mann blickte angespannt den Hügel hinab, über das Feld in Richtung einer mittelgro?en Siedlung. Es war kein einziges Licht mehr in irgendeinem Fenster der H?user zu sehen. Sein Blick schweifte zum Mond hinauf. Einen kurzen Moment sp?ter klopfte er sich dreimal mit der rechten Hand aufs Herz. ?Die Sonne wird wieder scheinen, auch hier in Ordanien. Bis dieser Tag kommt, wandeln wir in der Dunkelheit“, sprach er leise. Dann verschwand er langsam in das Dickicht am Waldesrand, aus dem er kurz hervorgetreten war. Er ging nur wenige Meter weiter zu einer kleinen Holzf?llerhütte. Ihre Fenster waren verhangen, damit niemand von drau?en sehen konnte, dass in der Hütte jemand verweilte. Der Mann ?ffnete die knarrende Holztüre und versuchte sie schnellstm?glich wieder zu schlie?en, um nicht den Wachen des St?dtchens noch einen Hinweis zu geben, dass jemand im Wald war. Darin sa?en vier weitere M?nner um einen Tisch, auf dem eine brennende Kerze stand. Sie blickten kurz auf und als sie die Gestalt als einen der Ihren erkannten, wandten sie sich wieder den Karten und Notizzetteln zu, die auf dem Tisch ausgebreitet waren.
Der Mann trat ins Licht der Kerze. Er hatte dichtes, halblanges, schwarzes Haar, einen Vollbart, eine Narbe im Gesicht und trug eine eiserne Rüstung ohne Helm natürlich. Von den anderen trugen alle nur Lederrüstungen, aber jeder hier trug ein Schwert an der Hüfte. Zwei der Am-Tisch-Sitzenden hatten kurze schwarze Haare, die andern zwei hatten braune Haare, wobei einer von ihnen l?ngere hatte. Der mit der l?ngeren Haarpracht, sah überaus gepflegt und weniger hartgesotten als die anderen aus. Au?erdem war er klein, spitzohrig, fast schon wie ein Wiesel und trug er eine Brille, was normalerweise ein Zeichen von gro?em Wohlstand war. Kurz gesagt, er sah nicht gerade wie ein K?mpfer aus. Einer der beiden Schwarzk?pfe stand auf und sagte: ?Tut mir leid, Oberster Anführer! Ich hab nur deinen Sessel gew?rmt, w?hrend du nicht da warst.“ Er stand auf und machte ihm den Sessel frei, da es hier nur vier Sessel gab. Sein Aufstehen verdeutlichte auch wie gro? der besprochene Mann eigentlich war. Er war mindestens einen Kopf gr??er als alle anderen hier im Raum und er hatte einen massiven, muskelbepackten K?rper! ?Danke, G?tz“, bedankte er sich kurz bei ihm und setzte sich.
Nun ergriff der Langhaarige das Wort: ?Und wie sieht’s aus? Sind die Bedingungen gegeben oder nicht?“ Der gro?e Mann, der wie ein B?r am Tisch wirkte, antwortete: ?Ja. Wenn alles, wie du es gesagt hast, vorbereitet ist, August, dann k?nnen wir loslegen.“ – ?Also gut, meine Herren. Dann k?nnen wir gleich starten“, kam es vom Brillentr?ger zurück. ?Gehen wir noch einmal ganz schnell die Ziele durch: Wir sind nicht hier, um gro?e Plünderungen vorzunehmen oder um Angst und Schrecken zu verbreiten. Der Generalleutnant Brandolf, einer vom Regime, war vor zwei Tagen hier auf diesem Stützpunkt und hat ihnen wichtige Informationen bezüglich der Geschehnisse im Norden übermittelt. Meine Informanten sind hier definitiv vertrauenswürdig. Darum ist unser Ziel nicht den Posten hier zu zerst?ren, sondern diese Dokumente sicherzustellen. Die Information ist wahrscheinlich recht wichtig und hilfreich für uns. Die M?nner dürfen natürlich alles, was sich leicht mitnehmen l?sst, aus dem Armeestützpunkt plündern, nur sollten sie so schnell wie m?glich wieder die Flucht mit der Truppe antreten, wenn wir unsere Objektive erreicht haben. Jegliche Strategie beim Sturm wird hier wieder unserem Anführer überlassen.“ Der B?r gegenüber von ihm nickte. ?Alles klar, oder gibt’s noch Fragen? ….Theodor?“, wandte er sich an den gro?en Mann. ?Nein, alles glasklar. Taktiken sind schon mit den M?nnern durchgesprochen. Ich brauch nur mehr das Signal geben“, kam es von diesem zurück. Die beiden anderen M?nner stimmten auch zu.
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?Hoffentlich ist’s auch wirklich nützliche Information, die wir dann abgreifen. Ich will nicht für eine Einkaufsliste vom Hauptmann gestorben sein!“, begann G?tz zu scherzen. Daraufhin begannen zwei der Am-Tisch-Sitzenden verhalten zu lachen. Theodor begegnete dem nur mit ernster, eiserner Miene. Ihm gleich tat es August, der nur still auf G?tz hinüberschaute. ?‘Tschuldigung“, kam es von diesem zurück. Als sie sich gerade aufmachen wollten, hielt sie aber August nochmals auf. Er hielt Theodor am Unterarm und sagte: ?So wie ich dich kenne, wirst du wieder mit deinen Soldaten ganz vorne mitk?mpfen.“ – ?Was sonst. Ein Anführer muss ein Vorbild sein und mit seinen Kriegern gemeinsam in die Schlacht ziehen.“ Leicht entnervt wirkend entgegnete August: ?Ich würde es bevorzugen, wenn du deinen Wert als der Anführer der M?rtyrerbrigaden endlich begreifen würdest. Du bist zu wichtig, um in irgendeinem überfall geopfert zu werden. Es ist kein Zeichen von Schw?che, rational und vernünftig zu sein.“
Darauf erwiderte Theodor: ?Von Schw?che dürftest du ja viel wissen. Von guter Truppenführung und Kampfesgeist eher weniger.“ Die drei anderen versuchten sich so gut wie m?glich das Lachen zu verkneifen, doch war es v?llig offensichtlich für die anderen beiden, dass sie sich wegkugelten. August schaute mit b?sem Blick zu ihnen hinüber.
Dann fuhr Theodor fort: ?Nein, die M?nner brauchen mich, als Anführer und als Inspiration. Ich ziehe mit ins Feld!“ – ?Das hei?t wohl auch, dass du wieder eine Rede halten willst, bevor wir loslegen?“, hakte August nach. ?Natürlich!“, kam es kurzerhand zurück. August lie? mal eben ein Seufzen aus und gab schlie?lich auf, ihn umstimmen zu wollen. Er fügte hinzu: ?Ich bin dann aber nicht schuld, wenn man uns schon vorher entdeckt. Wenn du das wirklich machen willst, dann beeil dich! Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit!“ Der Anführer nickte und sprach: ?Also, Kommandanten, geht schon los!“
Theodor war nicht ein Mann der Worte, er war ein Mann der Tat. Er wusste Worte sehr wohl zu nutzen, aber nur dann, wenn sie auch das vermittelten, was er als wahr betrachtete. Und auf gleiche Weise wie er Worte nicht nutzte, um Dinge auszudrücken, die schlicht und einfach nicht stimmten, so würden auch Worte bei ihm nichts erreichen, wenn sie nicht das ausdrückten, was er als wahr empfand.
Die fünf packten ihre Sachen, bliesen die Kerze aus und verlie?en gemeinsam die Hütte. Theodor machte seinen Finger feucht und hielt ihn in den Wind, um zu schauen, woher dieser wehte. Er stellte fest, dass er aus Richtung der Siedlung kam. Das war sehr gut. So würden die Ger?usche, die die Truppen machten nicht so leicht vernommen werden, da sie in die entgegengesetzte Richtung ?davongeweht“ wurden. Die Herren gingen hinter der Hütte etwas tiefer in den Wald. Fünfzig Meter dahinter ging es eine B?schung hinunter, an deren Fu? eine gro?e Anzahl an M?nnern zusammensa?. Es brannten keine Lagerfeuer, weil man nicht gesehen werden wollte. Als die Kommandanten herabkamen riefen sie, wenn auch nicht allzu laut: ?Aufstellung!“ Alle Mann sprangen auf und stellten sich in ihre Standardaufstellung. ?Saaaaalutiert!“ Die M?nner salutierten im Akkord. ?Steht bequem!“ Die Soldaten folgten der Anweisung. Dann trat Theodor vor und begann seine Rede:
?M?nner, wir, die M?rtyrerbrigaden sind heute hier, um eine Mission zu erfüllen. Aber nicht nur heute, sondern immer und immer wieder, bis die gerechte Ordnung im Land wiederhergestellt ist! Aber wir werden hier heute nichts niederbrennen, bevor wir nicht die Aufzeichnungen vom Feind haben! Ist das klar?“ – ?Jawohl!“ – ?Es ist der Wille des Herrn, dass wir die unwürdigen Usurpatoren und Ketzer beseitigen. Wer Menschenblut vergie?t, dessen Blut soll ebenso durch Menschen vergossen werden. Denn als Abbild Gottes hat er den Menschen geschaffen. Darum werden wir niemanden von den Dienern des B?sen verschonen. Wir sind die Erben der heiligen Katharina, die im Kampf gegen dieses unrechtm??ige K?nigshaus den M?rtyrertod gestorben ist. Ihr werden wir es gleich tun, denn wir sind die M?rtyrerbrigaden und wir werden nicht ruhen und nicht rasten, bis die Sonne über Ordanien und über ganz Kaphkos wieder scheint!“ Theodor streckte seine Faust in nach oben und skandierte: ?Preiset die M?rtyrer!“ Die Truppen machten es ihm gleich: ?Preiset die M?rtyrer!“ Auch alle Kommandanten und August stimmten mit ein. Voll Enthusiasmus fuhr er fort: ?Freiheit oder Tod!“ – ?Freiheit oder Tod!“, wiederholten die M?nner.
Niemand konnte die K?mpfer so inspirieren wie Theodor. Er war ein wahrhaftiger Fanatiker. Selbst wenn es dem mehr rationalen August nicht zu gefallen schien, so war es doch ein integrales Element, das die St?rke ihrer Organisation ausmachte. Nichts konnte blinde überzeugung aufhalten. Keine Form von Logik war ihr gewachsen. Danach packten die Soldaten alle ihre Ausrüstung und organisierten sich in die vorbesprochenen Sturmtrupps. ?Marsch!“ Die M?nner schlichen geschwind durch die Nacht. Ihr Ziel war der Armeeposten.