Es war ein bedeckter Tag. Trotz der immer noch recht gro?en Hitze, war es dadurch wenigstens etwas ertr?glicher heute. Entlang der Stra?en rollten ein Haufen Karren und W?gen aller Art. Wir waren nicht in Olemar. Diese Stadt hier hatte dicke Mauern und riesige Türme, welche im Gegensatz zu denen von Meglarsbruck noch nicht Jahrhunderte alt waren, obgleich sie diesen in Gr??e und Dicke in nichts nachstanden. Greifenburg wurde sie genannt. Von riesigen Gartenanlagen aus blickte ein Diener aus der Ferne in Richtung dieser Mauern. Er schritt über die penibel angelegten Wege zwischen gepflegten Blumenbeeten und Baumskulpturen, um zu einem gro?en Feld zu kommen Es war eines der Spielfelder des Palastes.
Auf dem Feld waren 10 Reiter, die mit Schl?gern einem Ball hinterherjagten. Polo, wurde das Spiel in Frage genannt. Es wurde viel herumgeschrien, und zwar vor allem von einem bestimmten Jungen. Dieser hatte goldblondes Haar, buschige Augenbrauen und etwas abstehende Ohren. Auch der Ansatz eines Bartes war schon zu sehen. Auf seiner Polokleidung war eindeutig ein Hauswappen zu erkennen. Es war der Prinz. Dieser maulte ?fters seine Mitspieler und vor allem seine Gegner an, wenn ein Spiel nicht so verlief, wie er es gerne h?tte.
?Komm schon! - Wirklich? Was kannst du denn überhaupt?! - Schiedsrichter, das war eine Regelverletzung! Wie kann man denn sowas übersehen?! - Wegerechtsverletzung! Ihr wollt immer nur schummeln!“, war es von diesem zu h?ren.
Und er beschwerte sich, obwohl er selbst eindeutig am meisten unerlaubte Aktionen beging. Wegerechtsverletzungen und Helikoptern, waren Dinge, die er ?fters machte, aber die die Schiedsrichter sehr oft beim jungen Prinzen ignorierten. Generell schien der Prinz nicht allzu viel von den Regeln zu halten. Mit seinem Schl?ger drosch er pl?tzlich auf das Pferd seines Kontrahenten, was natürlich gegen die Regeln war. Einer der Schiedsrichter unterbrach daraufhin das Spiel. Der Bursch sprang vom Gaul, warf dem verantwortlichen Schiedsrichter einige unangebrachte Worte entgegen und verlie? beleidigt das Spiel. Die anderen Spieler konnten dazu nur entt?uscht und genervt dreinblicken und verlie?en dann, obwohl sie erst in der dritten Chucka waren, ebenso das Feld.
Der junge Mann kam mit etwas Schmutz vom Spiel im Gesicht der Dienerschaft entgegen. Er nahm ein ihm angebotenes Tuch und wischte sich damit das Gesicht ab. Da kam ein Diener aus dem Palast daher und sprach ihn an: ?Mein junger Herr, Ihre Majest?t verlangt ihrer Anwesenheit“, teilte ihm dieser mit. Der Bursche antwortete: ?Was? Genau jetzt? Sieht er nicht, dass ich besch?ftigt bin? Sage er meinem Vater, dass ich momentan noch nicht zugegen sein kann.“ – ?Aber Eure Hoheit haben durchaus gemeint, dass Sie sich unmittelbar zu ihm begeben sollten.“ – ?Ich kann jetzt nicht. Siehst du nicht, dass ich voller Schmutz bin! Es wird noch einige Zeit dauern, bis ich so weit bin vor seine Hoheit zu treten. Um Laufe des Tages, werde ich schon kommen. Teile er ihm das mit!“ – ?Wie sie wünschen.“ Der junge Prinz hatte offensichtlich kein Interesse daran seinen Pflichten abdienst zu leisten. Sein Vater würde ihn nur fragen, wie es mit dem Studium voranginge. Er musste ja soooo viel wissen von der Geschichte des Landes, bis hin zu dem wie die Regierung und Wirtschaft funktionierten. Der Thronerbe wollte aber nichts von all dem wissen! Er tat, was von ihm verlangt wurde, aber nur widerwillig.
Im Palast selbst gingen einstweilen andere Dinge vonstatten. In einem der gr??eren Besprechungss?le sa?en eine ganze Reihe and fein herausgeputzten Ministern und Beratern an einem gro?en, langen Tisch zusammen. Den Vorsitz hatte die Beraterin des K?nigs, Gabriela Cornel.
?Die Sache kann so nicht weitergehen“, ?u?erte sich der Wirtschaftsminister. ?Die st?ndigen überf?lle auf den Handelswegen nach Süden richten mittlerweile immer gr??ere Sch?den an. Solche Budgetl?cher kann ich nicht so mir nichts dir nichts stopfen. Und die H?ndler trauen sich jetzt auch immer weniger diese Routen zu nehmen, weil es ihnen einfach zu gef?hrlich ist. In den letzten Wochen haben sich bei mir die Beschwerdebriefe vom camenischen Handelsh?usern und Adeligen, die auch schon immer mehr Probleme bekommen, geh?uft. Das entgangene Einkommen ist stetig wachsend! Hier habe ich es in meinem Bericht zusammengefasst.“
Der Minister schob eine Mappe über den Tisch. Die Vorsitzende, eine Frau mit gro?en Augen und relativ bleichem Gesicht reagierte dann: ?Das Problem war uns schon bekannt. Seine Hoheit wird ?u?erst unzufrieden über solche fortschreitend negativen Entwicklungen sein.“ Dann wandte sie sich an den Verteidigungsminister, Feldmarschall Etzel. ?Haben wir nicht zus?tzliche Kr?fte in den Süden verlegt, um mit den zunehmenden Bauernaufst?nden zurechtzukommen?“ Der Milit?r antwortete: ?Die Sache ist nicht so einfach. Der Süden f?ngt nahe der Grenze zu Camenia an gebirgig zu werden. Dort k?nnen sich Aust?ndische viel besser in allen m?glichen Schluchten und T?lern verstecken. Des Weiteren haben wir uns mit den Duenitz koordiniert, um die Sache leichter zu gestalten, da sie sich ja in ihrer Gegend am besten auskennen.“ Die vom Hause Duenitz waren die gro?en Landherren der Gebiete im Süden Ordaniens und eines der wichtigsten Adelsh?user in Reich.
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Die Beraterin des K?nigs erwiderte: ?Es ist erst weniger als zehn Jahre her, dass diese die letzten Reste von ketzerischen Praktiken aus ihrem Familienalltag entfernt haben. Dieser Schritt hat ihnen einiges gekostet. Deshalb glaube ich nicht, dass die Duenitz das Ordanische K?nigshaus hier hintergehen und irgendwelche Aufst?nde im Hintergrund unterstützen. Vor allem, da dies besonders auf ihren eigenen Territorien Schaden anrichtet, ist diese Theorie wohl auszuschlie?en.“ Alle am Tisch h?rten der Dame gespannt zu, jedoch begannen ein paar untereinander zu nuscheln, als sie dies h?rten.
?Was brauchen Sie, um diesen Stachel aus dem Fleisch des Bundes zu entfernen, Feldmarschall? Ich kann ihnen mehr Mittel zur Verfügung stellen, denn es scheint mir offenbar n?tig zu sein.“ Der Mann, welcher als einziger hier in Rüstung erschien, antwortete: ?Diese Sache ist nicht einfach mit Geld zu bew?ltigen, fürchte ich. Ich habe einfach nicht die Mannesst?rke, die ich br?uchte und das aus mehreren Gründen. Erstens sind viele unserer Truppen auf dauerhafter Basis im Kascharenland gebunden. Die Ursache dessen, sollte wohl allen hier bekannt sein.“ Die Runde best?tigte ihn, obwohl dies nur eine rhetorische Frage gewesen war. Alle wussten, dass zur ?Sicherung des Friedens“, also für die Besetzung Kascharovars, eine gro?e Menge an Truppen aufgebracht werden musste. Der Mann fuhr fort: ?Zweitens haben wir Rekrutierungsprobleme. In den gro?en St?dten lassen sich nicht sehr viele finden, die zur Armee gehen wollen und in den l?ndlichen Gebieten, naja, sie wissen ja selbst wie die Landbev?lkerung uns gegenübersteht.“
Gabriela legte die Hand auf die Stirn. Sie schloss die Augen und überlegte kurz. Ganz offenbar war mehr Geld, welches sie ohnehin nicht entbehren wollten, da die finanzielle Situation auch schlechter wurde, nicht die L?sung. Bevor sie etwas sagen konnte, wurden aber alle Anwesenden von lauten Fu?tritten, die am Gang au?erhalb des Besprechungssaales hallten, abgelenkt. Ein Soldat marschierte die prunkvollen, mit Marmor verzierten Korridore des K?nigspalastes entlang, an deren W?nden überall riesige Gem?lde von Landschaften oder wichtigen Personen hingen. Er klopfte an die Türe und betrat den Besprechungssaal der Regierenden.
?Verzeihen Sie die St?rung Eure Exzellenzen!“ Der Soldat hatte ein Wappen mit einem Ozean und gekreuzten Schwertern auf der Tunika, die er über die Rüstung trug. Es war das Symbol des K?nigreichs Zeemark, welches in einer Personalunion auch zur Krone Ordaniens geh?rte. ?Ich bringe Kunde aus den L?ndern der Zeemark.“ Die Vorsitzende hob eine Augenbraue und sagte: ?Ist dies so wichtig, dass es jetzt sein muss?“ – ?Nein, ich bin natürlich nicht von gro?er Relevanz“, antwortete der Soldat, die Frage offenbar ein wenig fehlverstanden habend. Er zückte eine Rolle Pergament aus der Tasche, welche das Siegel des Statthalters der Zeemark trug. ?Der Ritter Gawein und die Seinen haben den Kult im Norden beseitigt. Dies ist die Nachricht, die ich Ihnen überbringen sollte.“
Die Dame lie? das Dokument zu sich reichen und blickte auf das Siegel. ?In Ordnung. Sie sind entschuldig“, fügte sie dann hinzu und deutete dem Mann mit einer Handgeste wieder den Raum zu verlassen. Sie würde sich den Bericht sp?ter im Detail ansehen. Dann ging das Meeting weiter. Etzel ergriff wieder das Wort: ? Es g?be da noch eine Sache, die ich noch nicht angesprochen habe, meine Herrschaften.“ Er pausierte kurz, damit alle ihm Aufmerksamkeit schenkten und fuhr schlie?lich fort:
?Was im Süden vor sich geht, sind allem dem nach, was ich gesehen habe, nicht nur einfache Bauernaufst?nde. In den letzten Jahren haben sich Dinge entwickelt, die ich als besorgniserregend bezeichnen würde. Die Organisation und milit?rische, ja MILIT?RISCHE Schlagkraft dieser Aufrührer ist von ganz anderer Natur als alles, was wir je zuvor hatten. Es scheint so, als habe sich da eine viel f?higere Struktur gebildet, also wir es jemals für m?glich gehalten haben.“
Die Anwesenden h?rten angespannt und überaus besorgt dem zu, was der Verteidigungsminister zu sagen hatte. Letztendlich gab es deutlich mehr Mittel für die Armee und für die Inquisition. Es konnte und durfte kein überdenken der Richtung der Politik geben. Die religi?sen Dogmen standen nicht zur Diskussion. Daher würde der Konflikt mit der entfremdeten Bev?lkerung Ordaniens weitergehen. Nur Gott wusste, wo und wann dieser enden würde.
Die Besprechung endete und alle verlie?en den Saal. Gabriela passte Etzel noch auf den Weg hinaus ab. Sie wartete, bis die anderen gegangen waren und sprach dann zu ihm: ?Die Probleme geh?ren unter Kontrolle gebracht, koste es was es wolle. Mein, aber auch Ihr Kopf steht hier auf dem Spiel, Feldmarschall! Sie haben doch schon von Methoden der Infiltration geh?rt, oder?“ – ?Selbstverst?ndlich.“ – ?Dann tun sie auch dies. Milit?rs wie sie denken immer nur an direkte Methoden der Konfrontation. Benützen sie auch mal Schlauheit und Hinterhalt, um unsere Ziele zu erreichen. Ich bin überzeugt sie k?nnen das. Und sollte sich herausstellen, dass sie nicht gewillt oder f?hig sind zu tun, was notwendig ist, m?chte ich sie in diesem Fall nur wissen lassen, dass ich sehr gute Beziehungen in die Inquisition habe!“ – ?Wie Sie wünschen“, entgegnete der Verteidigungsminister nur.