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017.3 Belagerung (Teil 3)

  Die zahllosen Feuer wurden gel?scht, wodurch die Rauchschwaden sich langsam verzogen. Eine gro?e Anzahl an Bauwerken war besch?digt oder zerst?rt. Die Toten türmten sich. Kurz und knapp: Es war ein Bild der Verwüstung. Doch sie hatten gewonnen. Nun, da diejenigen, die die Stadt gehalten hatten zur Kapitulation gezwungen worden waren, schwiegen endlich die Waffen. Durch die verheerte Stadt schritt nun auch Wenzel. Gefolgt von Brahm und Ferenc, war sein erstes Ziel nicht der Herrschaftssitz, sondern die Bibliothek. Aufgrund ihrer Unkenntnis über die Stadt irrten sie leider ein wenig herum, bis sie diese endlich fanden. In ihrer Bauweise war sie dem zweckgleichen Geb?ude in Meglarsbruck nachempfunden. Ein weiterer Hinweis darauf, dass Greifenburg als Imitation der ehemaligen Reichshauptstadt gedacht war. Aber warum denn die Kopie nehmen, wenn man das Original haben k?nnte? Naja, das Einzige, was Greifenburg ?besser“ machte als Meglarsbruck, waren die wahninnigen Verteidigungsanlagen, die noch wesentlich gr??er als die der alten Kaiserstadt waren.

  Wie dem auch sei, als die drei vor der Bibliothek standen starrten sie eine Zeit lang reglos darauf. Allen war klar, was der Anblick, der sich ihnen pr?sentierte, bedeutete. Schwarz verkohlt waren alle Mauern und das Dach war nicht mehr. Beide seiner Begleiter konnten f?rmlich fühlen, wie Wenzels Herz sank. Dennoch tat er den ersten Schritt aus seiner Starre und betrat das Geb?ude. Es war, wie es zu erwarten war, vollst?ndig abgebrannt. Bekannterma?en brannte Papier recht gut…. Die drei versuchten irgendetwas in den verbrannten überresten zu finden, das noch nicht zerst?rt war. Von oben bis unten durchst?berten sie alles, konnten aber nur ein paar Bücher finden, die heil geblieben waren. Diese waren aber nur zu Themen, die sie nicht ben?tigten. Tief entt?uscht sank der Magier da auf seine Knie. Der Blondie, Brahm, versuchte ihn zu tr?sten, indem er ihm Mut zusprach, doch es half wenig. Das Wissen war unwiderruflich zerst?rt. Der Bursche hatte nun einzig und allein seine Erfahrungen, von denen er ausgehen und auf denen er aufbauen konnte.

  Erst nach dieser unangenehmen Erkenntnis, begaben sie sich zum Palast, der nur eine ehemalige Pfalz war, die man ausgebaut hatte. In den ruinierten Stra?en passierten sie eine Reihe an gefangengenommenen feindlichen K?mpfern und auch einige Gefallene. In den Palastg?rten sa? nun ein Riesenhaufen Soldaten, die einfach Pause machten oder sich die sch?n geschnittenen Baumskulpturen ansahen. Wenzel und seine Leibw?chter ritten zum Hauptgeb?ude, wo bereits Theodor und August waren. Eine weite Treppe hinaufsteigend, erkannten sie, um wie viel weniger beeindruckend dieser Herrschaftssitz im Vergleich zu dem in Meglarsbruck war. Drinnen angekommen, erfuhren sie dann, dass die Usurpatoren geflohen waren. Wie sie das geschafft hatten, war allen ein R?tsel, aber August vermutete, dass sie sich bereits ganz zu Beginn, bevor die Belagerung überhaupt begonnen hatte, aus der Metropole geschlichen hatten. Diese Theorie leuchtete allen ein.

  Des Weiteren wurde Wenzel von August aber informiert, dass es eine k?nigliche Wache gab, die ihm pers?nlich etwas mitteilen wollte. Anfangs schaute der Bursche da einmal sehr überrascht drein. Dann wurde aber sein Interesse geweckt und er lie? sich zu dem in einem Nebenraum Gefangenen führen. Nur er, Brahm und Ferenc waren anwesend, denn er bat alle anderen den Raum zu verlassen. Dadurch verstand auch der Diener Ihrer k?niglichen Majest?t, wer Wenzel war, und begann zu sprechen. ?Du bist also der Hexer? Nun denn! Ich habe eine Nachricht von Ihrer Hoheit an dich zu überbringen. Willst du sie h?ren?“ Natürlich wollte der Zauberer sie h?ren. ?In Ordnung, in Burg Münzberg wartet sie auf dich. Komm allein, wenn du nicht willst, dass dem M?dchen, das Amalie hei?t etwas zust??t!“ Der Mann hatte beinahe schon ein dummes Grinsen dabei im Gesicht. In Reaktion darauf boxte ihn Ferenc in den Bauch, was das Problem sogleich behob.

  Wenzel war sehr bestürzt von dem, was er erfahren hatte. Diese Bestürzung konnten auch die anderen zwei sehen, welche ihm keine Fragen stellten, aber versuchten ihn beruhigend auf die Schulter zu klopfen. Ein sinnloses Unterfangen! ?Brahm, Ferenc!“, adressierte er die zwei. ?Ich spüre, wie die Emotionen in mir hochkochen. Ihr habt schon mal gesehen, was durch sowas bei mir passieren kann! Nehmt Abstand zu mir. Ich gehe in die Ecke dort drüben und versuche, wieder herunterzukommen.“ Das tat er dann auch. Es dauerte sicher eine halbe Stunde, aber Wenzel konnte sich wieder fassen, ohne ?auszubrechen“. Erst sp?ter würden ihn die beiden darum fragen, wer denn diese Amalie war. Der Bursche antwortete: ?Sie war mal eine Schulkollegin von mir. Aber mehr als, eine Bekanntschaft war sie nicht. Weil sie aber zumindest irgendeine Verbindung zu mir hat, glauben diese Leute wohl, dass sie damit etwas bei mir erreichen k?nnen.“ – ?Auf so einen billigen Erpressungstrick brauchst du nicht hereinfallen! Sie will dich nur isolieren. Eine offensichtlichere Falle k?nnte man gar nicht machen!“, meinte Brahm. Ferenc aber erwiderte: ?Naja, die Idee dahinter ist nicht ihn reinzulegen, sondern, ihn TROTZDEM zu sich zu locken, mit dem Gedanken, dass die Geisel ihm wichtig genug ist, dass er sich dennoch für sie in eine Falle begeben würde.“ Die beiden andern nickten in Zustimmung. Ferenc hatte recht. Infolge versprach Wenzel den zweien, dass er nicht darauf hereinfallen würde und, dass ihm das M?dchen nicht so wichtig war. Naja…..

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  Die Aufr?umarbeiten in der Festungsstadt gingen nun voran. Wie der junge Mann im Nachhinein nun erfuhr, waren anscheinend eine gro?e Anzahl an M?nnern beim Tunnelgraben gestorben. Dies war nicht, weil sie inkompetente Gr?ber waren, sondern, weil die Feinde eine ganze Menge ?Gegentunnel“ gruben, um die der Angreifer zu zerst?ren. Offenbar war es auch zu direkten Auseinandersetzungen in den Tunneln selbst gekommen. Generell hatte dieser Sieg viele Leben gekostet, weshalb die M?rtyrerbrigaden eine Gedenkfeier für die Toten abhielten. Auch Wenzel nahm daran teil, da er es für angemessen hielt. Aufopferung im Kampf gegen Tyrannei ist war im Altgl?ubigentum das Gr??te, was man tun konnte. Diese Vorstellung spiegelte sich auch im Namen ihrer Organisation wider.

  Dann kamen einige Tage sp?ter Irnfrid und Petra zu ihnen nach. Für alle war es eine riesige Freude sich wiederzusehen. Umso gr??er war die Freude, als alle sehen konnten, dass Irnfrids Bauch erheblich gr??er geworden war. Alle gratulierten ihr zu ihrem Glück. Der junge Wenzel war etwas unbeholfen dabei, aber Irnfrid verstand ihn und konnte ihn sowieso leiden. Petra schien etwas abwesender zu sein und war mehr in Sorge um August. Dieser verrichtete nun den Gro?teil seiner Arbeit im Sitzen, weil ihm das besser bekam. Er war jedoch nach wie vor das Gehirn der Operationen der M?rtyrerbrigaden, wodurch diese Art von Arbeit zu seiner Rolle gut passte.

  Als dann die Stadt wieder so halbwegs benützbar war, kam der gro?e Augenblick. Auf den Treppen des Palastes standen Theodor, August, Wenzel und ihre Gener?le. Sie blickten hinab auf eine riesige Masse versammelter Truppen. An den Masten wehten nun die Fahne der Revolution, also die der M?rtyrer, und die Sonnenfahne des ehemaligen Ordanischen Reiches. Der Zeitpunkt war gekommen. Theodor erhob die Stimme und verkündete laut: ?Meine Kameraden! Durch gr??te Mühen und blutigste K?mpfe haben wir es hier heute an diesen Ort geschafft. Wir haben in den letzten Monaten nicht nur die alte Hauptstadt, sondern auch jene, die die Alethischen sich zur neuen Hauptstadt ausgebaut hatten, erobert. Vor wenigen Jahren noch, h?tte keiner jemals gedacht, dass dies einmal m?glich w?re. Doch jetzt stehen wir hier! Wir stehen siegreich auf den Treppen der Pal?ste jener, die uns vernichten und die Vergangenheit ausradieren wollten. Doch diese ist nicht auszuradieren! Es war Gottes Wille, dass das dies geschieht und mit seinem Gesandten, dem Erkorenen, hier an unserer Seite waren wir siegreich und werden auch weiterhin siegreich sein!“ Die Menge tobte.

  ?Gott allein wir die Zukunft dieser Nation, dieses Reiches und aller V?lker, die darin leben, bestimmen. Und wir sind sein Schwert. Wir werden weder ruhen noch rasten bis ganz Kaphkos frei ist! Somit rufe ich hiermit, in Anwesenheit von euch allen und in Anwesenheit des Erkorenen das Heilige Ordanische Reich aus! Auf dass die gerechte Ordnung aus der Asche des Alten wiederaufersteht!“

  Die schrie und jubelte voll Eifer. ?Preiset die M?rtyrer!“ und ?Ave, Melgar!“ wurden wieder und wieder skandiert. Dies war ein historischer Moment. Auff?lligerweise war es der Feldmarschall gewesen, der das neue Reich ausgerufen hatte und nicht der Erkorene, welcher noch zu schüchtern war für so etwas. Und der Effekt dieses Ereignisses war gewaltig. Die meisten der südlichen und ?stlichen L?nder Ordaniens schickten nun Unterstützungbekundungen an die neuen Herrscher. Die Macht des alten Regimes begann zu zerbr?seln. Aber noch war es nicht erledigt. Es hatte immer noch ein gro?es Heer und eine riesige Menge Unterstützer.

  W?hrend all dies vor sich ging, war das Heer des K?nigreichs Ordanien fast bis an die Grenze zur Zeemark geflohen. Nur waren sie nicht geflohen, sondern stellten sich neu auf und sammelten mehr Kr?fte, um zum Gegenangriff auf die Revolution?re auszuholen. Entlang der vom Frühjahrsregen schlammigen Wege, schob sich das Heer langsam voran. Ihre Majest?t und ihr Gefolge trennten sich schlie?lich an einem bestimmten Punkt von diesem, um weiter Richtung Südwesten, nach, wie wir bereits wissen, Burg Münzberg zu reisen. ?Mama, wie lange dauert es noch bis wir da sind?“, fragte Lucius, der solche Anstrengungen nicht gewohnt war. Genervt von seinem Jammern antwortete Gabriela: ?Rei? dich zusammen! Wir sind da, wenn wir da sind. Au?erdem habe ich dir gesagt, dass du mich in Anwesenheit anderer Eure Majest?t nennen sollst!“ – ?Verzeiht mir bitte!“ Ihr Geleit kam auch nur z?h voran, da es wie aus Eimern regnete.

  Unterdessen war wuchsen die Kr?fte des gro?en Bundesheeres, das nun versammelt wurde stetig an. Einer nach dem anderen kamen die fünf Bundesritter mit den Heeren, die sie in ihren K?nigreichen ausgehoben hatten, am vereinbarten Treffpunkt an. Der Sch?nling Gawein, war natürlich der Ritter der Streitkr?fte aus der Zeemark. Des Weiteren stie?en nun aber die Folgenden hinzu:

  


      
  • Melvin, der Bundesritter Corakiens, führte ein kleineres Heer an, weil sein Heimatland nicht sehr gro? war.


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  • Der n?chste war Maxentio, der Ritter, den das vorsichtige Camenia mit einem S?ldnerheer schickte. Es schien so, als w?re das K?nigreich im Süden sehr verunsichert über die Ereignisse, vor allem da es sich ohnehin nie sehr gut mit den Herrschern, die durch die sogenannte ?Gerechte Revolution“ an die Macht gekommen waren, verstanden hatte.


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  • Dann war da noch Almos, der Ritter, der die Kascharischen L?nder repr?sentierte. Auch er konnte nur eine beschr?nkte Anzahl an Truppen bereitstellen, da eine erhebliche Anzahl für die Besatzung im Kascharenland bleiben mussten.


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  • Und schlie?lich Etzel, der der Feldmarschall der K?niglichen Ordanischen Armee war. Technisch gesehen war er auch einer der fünf Bundesritter, auch wenn ihn fast nie wer so bezeichnete.


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  Und das war nun die Situation. Die Heere sammelten sich und bereiteten hier im Westen ihren Gegenschlag vor. Der Konflikt würde garantiert noch blutiger werden.

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