Der edle Gawein sa? auf einem Holzstumpf als Stuhl unter dem Schutz des Zeltdachs. Drau?en waren die Soldaten zu sehen, wie sie im str?menden Regen das Lager aufbauten und für allerlei Arbeiten hin- und herrannten. ?Was für ein Hundewetter!“, kam dem Herrn da aus. Im Zelt waren zwei der anderen Ritter auch bereits anwesend. Nur auf Maxentio wurde noch gewartet. Gawein spielte sich kindisch mit seinem Schwert, dass er aber noch in der Scheide lie?. Er hielt es am Heft und fuchtelte damit ein wenig herum, als gerade ein ordentlicher Windsto? durchs Zelt wehte. Am Knauf des Dings war ein funkelnd roter Stein zu erkennen. Interessiert n?herte sich nun Almos an und fragte: ?Sch?nes Schwert, das du da hast.“ – ?Du hast ja keine Ahnung!“, entgegnete der Eingebildete frech. Er erkl?rte sich aber dann: ?Als Zeichen Ihres unerschütterlichen Glaubens an mich, hat ihre Majest?t mir dieses besondere Schwert anvertraut, auf dass ich damit die Feinde Ordaniens niederstrecke. Nur ein weiteres Zeichen, dass wir siegen werden!“, sprach er voll Zuversicht. Dann zog er die Waffe aus ihrer Scheide und pr?sentierte das golden verzierte Schwert seinem Kollegen. ?Sieht mir mehr wie ein Schmuckstück aus, als eine Waffe, die für die praktische Anwendung gedacht ist“, vermerkte Almos. Beleidigt blickte ihn der Edelmann an uns entgegnete: ?Du würdest Macht nicht mal verstehen, wenn sie dir ins Gesicht spr?nge!“ Er steckte das Schwert wieder in die Scheide und gurtete es um seine Hüfte. Auf dessen Parierstange konnte man kurz die Buchstaben ?M.R.“ eingraviert sehen.
Dann kam Etzel herein. Triefnass tropfte dieser vor ihnen ab. Er blickte zuerst zu Almos hinüber, der gerade zwischen seinen Z?hnen herumstocherte, wandte seinen ernsten Blick aber Richtung Gawein und sagte: ?Meine Herren, ich h?tte gerne eure Hilfe beim Organisieren der Truppen. Der liebe Ritter Maxentio hat sich endlich bequemt sich auch zu uns zu gesellen!“ Die beiden gaben seinem ver?chtlichen Ton kein Contra, winkten auch Melvin zu sich und stapften hinaus, durch den Ozean an Schlamm, der sich gebildet hatte. Melvin blickte in den Osten, über das Archfeld, eine weite Ebene und Schwemmgebiet der Arch, einem Zufluss des Duhn. Er starrte eine ganze Weile, bis schlie?lich Almos ihn auf die Schulter klopfte. ?Du schaust in die falsche Richtung. Die Camenier kommen westlich der Karantischen W?lder herauf.“
Die Armee ritt heran, mit ihrem Kommandanten natürlich voran. Als sie ankamen, vermerkte Etzel entt?uscht: ?Was denn? Bringt ihr etwa nur S?ldner?“ Maxentio, ein überaus gro?er Mann, der eindeutig nicht mehr der Jüngste war, erwiderte in gebrochenem Ordanisch: ?Solch Beleidigungen meiner M?nner werdet ihr noch bereuen. Die Boskettische Kompanie ist nah und fern bekannt. Ihre Pikeniere machen kurzen Prozess mit den Husaren unsrer Feinde!“ – ?Gut, wollen wir’s hoffen!“, schnauzte Etzel zurück. Den Neuank?mmlingen wurde von ihnen gezeigt, wo sie ihr Lager aufschlagen konnten. Dann kam der Feldmarschall zu Gawein heran und sprach ihm leise zu: ?Es ist klar, dass unsre beiden Heere hier die meiste Erfahrung haben. Ich schlage vor, dass wir hier die wichtigen Rollen übernehmen.“ Der Ritter der Zeemark stimmte ihm zu.
Am n?chsten Tag besprachen sie ihre Taktik. Etzel, der das Oberkommando hatte, erhob die Stimme: ?Also, meine Idee ist es, die Ketzer zu uns kommen zu lassen. Wir haben insgesamt besser trainierte M?nner und, meiner Rechnung nach auch mehr, wenn auch nicht sehr viele mehr. Ich will, dass sie uns Mann gegen Mann gegenüberstehen müssen. Wenn sie den Duhn überqueren, werden wir ihnen hier am Archfeld begegnen. Eine weite, offene Ebene, mit viel Platz zum Man?vrieren. Hier kann unser überlegenes Training uns am besten zum Vorteil genutzt werden. Wir suchen uns den Platz und die Art und Weise der Konfrontation aus. Unser Rücken ist in Richtung der Zeemark frei, w?hrend sie mit dem Rücken zum gro?en Strom sein werden. All das ist eine gute Ausgangsituation für uns.“ Ganz offensichtlich war Etzel auf einen fairen Kampf erpicht, Mann gegen Mann sozusagen. Er glaubte immer noch felsenfest an seine überlegenheit, ebenso wie es Gawein tat. ?Wir positionieren uns wie folgt: Gawein an der linken und ich mit meinen Truppen an der rechten Flanke. Almos links in der Mitte, Melvin rechts und Maxentio st??t im Zentrum vor. Die Idee ist es mit ….“ Jetzt wollte er fast schon ?mit unseren guten Truppen sagen, hielt sich aber zurück. ? Wir wollen von den Flanken vorpreschen und die Kr?fte der Aufst?ndischen somit einzukreisen. Wenn wir sie weit genug zurückdr?ngen, was in den Aufgabenbereich von euch f?llt, indem ihr hierfür genug Druck im Zentrum aufbaut, k?nnen wir sie mit dem Rücken zum Duhn einkesseln und damit gewinnen.“
Alle nickten in übereinstimmung. Selbst Maxentio, der recht argw?hnisch und eigenbr?tlerisch wirkte, stimmte ohne Widerrede sofort mit dem Feldmarschall überein. Damit hatte Etzel nicht gerechnet. ?Okay, gut!“, war alles, was er darauf noch sagen konnte. Somit war die Taktik entschieden. Die Schlacht würde am Archfeld stattfinden.
Einstweilen rekrutierten die Revolution?re noch weitere Kr?fte im von ihnen kontrollierten Umland. Dies konnte zwar ihre bisherigen Verluste nicht ausgleichen, wenn man sich allerding das Heer anschaute, das sie hatten, war dies kein Grund zur Sorge. Riesige Massen an Soldaten lagerten um und in Greifenburg. Sie alle waren guter Dinge und mit hoher Moral, basierend auf ihrem kürzlich errungenen, fulminanten Sieg hier. W?hrend die Aufr?umarbeiten vorangingen, trainierten auch viele das K?mpfen. Manche sa?en aber auch einfach nur herum, spielten die Laute oder andere Instrumente und sangen dazu mit ihren Kameraden. Irgendwann kam dann ein Vorgesetzter vorbei und schaffte ihnen irgendeine Arbeit an. Auch geplündert wurde nun viel, da zahllose der Stadtbewohner entweder verendet oder in Gewahrsam waren. Und es gab so einige wertvolle Besitztümer, die man hier noch finden konnte.
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Bald schon erreichte Theodor Kunde von einem ihrer Sp?htrupps, dass das Hauptheer des Regimes westlich des Duhns lagerte. Dieses war angeblich zu enormer Gr??e angewachsen. Es war die Rede von einem mehr als Hunderttausend-Mann-Heer. Das war die gr??te Armee, die seit den Tagen Melgars in Ordanien aufmarschierte! Der Feldmarschall war aber voller Zuversicht, denn seine Armee war von vergleichbarer Gr??e. Au?erdem brannte er darauf die Sache nicht hinauszuz?gern. Er wollte den Schwung, den die Revolution aktuell hatte, nutzen, um dem Feind direkt nachzueilen und ihn entscheidend zu schlagen. Mit diesen Informationen trat er an August und die anderen Heerführer heran. Alle waren auch seiner Meinung, dass es keine Zeit zu verlieren gab. Damit war der Weg frei für die gro?e Schlacht am Archfeld, auch wenn die M?rtyrer es noch nicht wussten.
Auf der riesigen Terrasse auf der Rückseite des K?nigspalastes waren Wenzel und seine zwei Freunde wieder einmal flei?ig besch?ftigt. ?Kling, kling!“, war es zu h?ren, als Brahms Klinge, mit der seines Kontrahenten zusammentraf. Wenzel machte eine Finte von links und sprang dann über seinen Herausforderer, indem er sich mit Magie fliegen lie?. Das hatte dieser aber bereits erwartet und er lie? ihm keine Lücke offen. Der ehemalige Duenitz ging zum Gegenangriff über, wurde aber von dem jungen Mann pariert. Erneut breschte er voran, Wenzel wich aber nach hinten aus. Er lie? sich in die Luft fliegen, holte aus und warf, ja warf, seine Waffe nun auf Brahm. Dieser Trick, war zwar überraschend, scheiterte aber damit irgendeinen Treffer zu landen. Dann kam ein Leutnant herbei und sprach: ?Meine Herren, ich soll sie informieren, dass die n?chste Kampagne in Kürze starten soll.“ Die M?nner lie?en unterbrachen ihren Kampf und lie?en sich über die Pl?ne informieren.
Anscheinend würde der Stabschef diesmal nicht mit auf den Feldzug gehen. Jeder stimmte überein, dass dies eine weise Entscheidung war, obgleich es für August schwer war sich selbst einzugestehen, dass sein K?rper es ihm schlicht und einfach nicht mehr erlaubte, solche Anstrengungen zu unternehmen. W?hrend der Eroberung Greifenburgs war ihm das nun endgültig klar geworden. Der Zauberer überraschte sie nun aber dadurch, dass er meinte, er wolle diesmal auch hierbleiben. Ferenc und Brahm waren fix davon ausgegangen, dass er ein Teil der Kampagne sein wollte. Wohl denn, damit war alles beschlossen und ohnehin schon in Vorbereitung.
Unter der warmen Frühlingssonne blühten die Blumen, sprossen die B?ume und schufteten die Soldaten. Das Heer ordnete sich auf der gro?en Ebene um die Stadt an. Sehr bald darauf zog es unter der Führung Theodors ab, der von Tassilo, Wienand und Ulrich, um einige wichtige Milit?rs zu nennen, begleitet wurde. Das Ungetüm schnaufte wieder voran. Gen Nordwesten ging es, zur Duhnbrücke, die in Richtung der Zeemark führte. ?Vielleicht k?nnen wir sie sogar aus Ordanien hinausdr?ngen. Dann werden alle ihre Hoffnungen zu Schall und Rauch werden!“, fantasierte Theodor. Er hatte noch keine Ahnung, was diese Schlacht ihnen tats?chlich am Ende bringen würde. Das Bauernheer, das aber von M?nnern angeführt wurde, die viel Erfahrung hatten, würde demn?chst wieder über die verschlammten Wege des Reiches marschieren. Ihre Kr?fte waren anders als die der Feinde, aber eines waren sie definitiv: koher?nter als die ihrer Gegner.
Und warum war nun Wenzel in Greifenburg geblieben? War er kampfesmüde geworden? Oder war es etwas anderes? Für ihn gab es nicht viel in der Stadt zu tun, das stand mal fest. Würde er als weitertrainerien oder an seiner Magie weiterarbeiten? Nicht ganz. Als sie auf der Zeerbastion stehend den Truppen beim Abmarsch zuschauten, wehte ein angenehmer Wind, der Frühlingsdüfte herbeiwehte. Diese waren in starkem Kontrast zu dem gro?en Get?se, dass das abziehende Heer machte. Soeben hatte der Feldmarschall wieder eine motivierende Rede gehalten. Sein Charisma hatte wie immer alle mitgerissen. Aber nicht nur dem war die gute Moral geschuldet, sondern auch dem Ruf, der Theodor mittlerweile vorauseilte. Durch seine vielen K?mpfe die er erfolgreich geschlagen hatte, war er zu einer Legende geworden. Manche nannten ihn den ?schwarzen B?ren“ der M?rtyrer. Nach wie vor war er zu Felde ungeschlagen. Der ?Wenn wir schon nicht mit in den Kampf ziehen, k?nnten wir uns mal darum kümmern, dass du immer noch keine zus?tzlichen Leibw?chter bekommen hast“, vermerkte nun Ferenc. Etwas geistesabwesend entgegnete Wenzel einfach: ?Ja, sicher.“ Er verhielt sich fast schon so, als würde ihn die Angelegenheit nicht scheren. Das war h?chstwahrscheinlich einfach nur deshalb, weil er gerade gefesselt den Heereszug beobachtete. Ein paar st?rkere Windst??e kamen daher und lie?en die Sonnenfahnen, die nun auf den Basionen wehten, wild umherflattern. Es war ein Wind, der Neues brachte. Egal was geschah, Kaphkos würde nie mehr dasselbe sein.
Lucius und seine Mutter kamen nun in Burg Münzberg an. Der Junge war heilfroh, dass er endlich die anstrengende Reise hinter sich hatte. Vor ihnen prangte eine Burg mit einem hohen Bergfried in die H?he. Sie stand auf dem Gipfel des h?chsten Berges in der Gegend, welcher nicht wirklich sehr hoch war. Die Zugbrücke wurde heruntergelassen und der k?nigliche Besuch ritt in die Schutzburg des Grafen hinein. Dieser begrü?te die paar wenigen Leute, die tats?chlich gekommen waren, ehrenvoll mit seiner gesamten Dienerschaft. Der Hofstaat Ihrer Majest?t war gro?teils in die Zeemark abgezogen, um von dort die Gesch?fte weiterzuführen, die man noch konnte. So hatte es Gabriela aufgetragen. Es war alles für ihren Plan, von dem niemand au?er sie selbst wusste. Ihr Sohn war nach wie vor ahnungslos über die Gefangene, stellte aber keine Fragen, da er ohnehin mit seinen Wehwehchen durch die lange Fahrt hierher besch?ftigt war. Der junge Thronerbe verbrachte die Nacht nun in einem eigenen Zimmer im gleichen Wohntrakt wie der Graf. Dieser war ein überaus dicker Mann, der oft und viel lachte.
Er hatte nichts gegen ihn, aber dennoch war Lucius voll Sorge. Seine Mutter war durch all die jüngsten Ereignisse immer aggressiver geworden. Ihr verst?rtes und teils erratisches Verhalten, war zwar ihrer Natur entsprechend, doch war es dennoch be?ngstigend. Der Bub machte Sorgen um seine Mutter, an der er sehr hing. Doch im Moment stie? sie ihn von sich, was seine Verunsicherung immer mehr erh?hte. Er wollte ihr nur etwas Mut zusprechen, doch dies prallte an ihr ab, wie Wassertropfen an einer Glasscheibe.